Januar 2024
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Tropfenförmige Wendeltreppe im «Felsenhof»

Stahlbau / Montagen

Das vor rund hundert Jahren erbaute Zürcher Geschäftshaus «Felsenhof» wurde einer umfangreichen Sanierung unterzogen. Zur künftigen Erschliessung innerhalb der Mietflächen wurde eine 22 m hohe Wendeltreppe aus Stahl eingebaut. Das stählerne Bauteil erwies sich in technischer und logistischer Hinsicht als höchst anspruchsvoll und einzigartig.


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Der Aufbau der 22 m hohen Treppe erfolgte von unten nach oben.
Der Aufbau der 22 m hohen Treppe erfolgte von unten nach oben.

 

Stahlbau / Montagen

Tropfenförmige Wendeltreppe im «Felsenhof»

Das vor rund hundert Jahren erbaute Zürcher Geschäftshaus «Felsenhof» wurde einer umfangreichen Sanierung unterzogen. Zur künftigen Erschliessung innerhalb der Mietflächen wurde eine 22 m hohe Wendeltreppe aus Stahl eingebaut. Das stählerne Bauteil erwies sich in technischer und logistischer Hinsicht als höchst anspruchsvoll und einzigartig.

Text: Redaktion / Bilder: Ferdinand Hasler AG, Altstätten

Eine aussergewöhnliche Wendeltreppe hat die auf den Treppenbau spezialisierte Ferdinand Hasler AG in Altstätten mitten in Zürich, an der Pelikanstrasse, realisiert. Das Büro- und Geschäftshaus «Felsenhof» nahe der Bahnhofstrasse wurde 1927 vom Architekten Hermann Weideli als Zeugnis des Art déco und des späten Expressionismus in der Zürcher Architektur gebaut. Nun wird es saniert und dabei bis auf die Grundstruktur zurückgebaut. Die Bauübergabe erfolgt im Frühjahr 2024.
Die stählerne Wendeltreppe erschliesst durch einen schmalen Schacht sechs Stockwerke, ist 22 m hoch und wiegt 15,8 t. Die vertikale Lastabtragung erfolgt über drei im Treppenauge angeordnete Stahlstützen direkt auf den Boden. Mit ihrer Dreiecks- oder Tropfenform im Grundriss spricht sie eine besondere Formensprache.

 

Alle Zwischenpodeste sind mit gerundeten Wangen ausgeführt.
Alle Zwischenpodeste sind mit gerundeten Wangen ausgeführt.

 

«Diese Treppe hatte es tatsächlich in sich», sagt Reto Bischofberger, Projektleiter bei der Ferdinand Hasler AG, gegenüber der «metall» und erklärt: «Es war nicht ein einzelnes Kriterium, das diese Stahltreppe zur echten Herausforderung machte, sondern verschiedene. Auch hier definierten die baulichen Gegebenheiten am Objekt schlussendlich das Montagekonzept. Und dieses hatte einen sehr schmalen Durchgang für die Einbringung und ein enges Treppenhaus für die Aufrichtung der Treppe zu berücksichtigen. Daraus resultierte eine aufwändige und delikate Stückelung der ganzen Anlage.»

Detailansicht eines Stützenteils mit Stossrohr und Schweissnahtvorbereitung.
Detailansicht eines Stützenteils mit Stossrohr und Schweissnahtvorbereitung.

 

Konstruktion aus Blech

Die sechsgeschossige Treppenanlage mit ihren zwölf Zwischenpodesten wurde im Werk der Ferdinand Hasler AG in 26 Einzelelementen als Schweisskonstruktion hergestellt. Für die Ausführungsplanung kam die 3D-Software HICAD zur Anwendung.
Zwischen jeweils zwei Geschossen sind immer zwei Zwischenpodeste eingebaut. Diese dienen als Richtungsänderung und sind im Radius geformt. Die dazwischenliegenden Treppenläufe sind von gerader Form.
Innen- und Aussenwangen bestehen aus Stahlblech 8 mm und sind so hoch ausgebildet, dass sie auch als Geländer dienen. Ein zusätzlicher Handlauf aus massivem Eichenholz sorgt für ein sicheres Begehen. Die Stufen werden von Z-förmig abgekanteten Stahlblechen (6 mm) gebildet und sind zwischen den Seitenwangen eingeschweisst. Die Zwischenpodeste – ebenfalls aus Stahlblech 8 mm – bilden die statische Verbindung zwischen Rohrstütze und Aussenwange.
Im Treppenauge stehen drei Stützen aus Rundrohr, Durchmesser 127 / 12,5 mm. Diese bestehen aus mehreren Einzelteilen und wurden im Werk mit Stossrohren bestückt und für die Bauschweissungen vorbereitet. Die gesamten Schweissvorbereitungen erfolgten im Werk, sodass am Bau vor dem Schweissen keine grossen Schleifarbeiten durchzuführen waren. Die Oberflächen der Seitenwangen sind grau grundiert und werden nach Vollendung mit einem Deckanstrich versehen. Auf den Stufen ist ein Belag aus Kautschuk aufgetragen.  

Die Einbringung der Elemente in das Gebäude erfolgte horizontal durch ein Garagentor. Das Bild zeigt die Vorbereitung für den Vertikaltransport zum entsprechenden Geschoss.
Die Einbringung der Elemente in das Gebäude erfolgte horizontal durch ein Garagentor. Das Bild zeigt die Vorbereitung für den Vertikaltransport zum entsprechenden Geschoss.

 

Bis zur vollständigen Verschweissung der Elemente werden die Podeste provisorisch abgestützt.
Bis zur vollständigen Verschweissung der Elemente werden die Podeste provisorisch abgestützt.

 

Haftschweissen der Stahlstützen vor Ort.
Haftschweissen der Stahlstützen vor Ort.

 

Anspruchsvolle Montage

Die Wendeltreppe erschliesst einen relativ engen Innenhof von 4,0 x 6,0 m. Im Gegensatz zu einem Neubau, bei dem Treppen jeweils von oben eingepasst werden können, musste hier die Zulieferung von unten durch ein Garagentor erfolgen. In dieser Tatsache liegt auch der Grund, weshalb die Montage als nicht alltäglich und somit sehr aufwändig und knifflig zu bezeichnen ist.
Die vertikale Anlieferung erfolgte entgegen dem Montageablauf: Zuerst die Elemente des sechsten Geschosses. Diese wurden mit einem mobilen Kran bis zum sechsten Geschoss gezogen und dort sicher deponiert. Dann folgten die Teile des fünften Geschosses usw. Eine besondere Herausforderung stellte die Gebäudestatik dar. Um die alten, bestehenden Geschossdecken nicht zu überlasten, mussten die einzelnen, gewichtigen Stahlelemente auf provisorisch angebrachten Schienenprofilen zwischengelagert und für die Montage auch auf diesen bis zum Schachtrand geschoben werden.  

Blick von unten nach oben: Prägend ist die Dreiecks- oder Tropfenform des Treppenauges sowie die Anordnung der Stahlstützen.
Blick von unten nach oben: Prägend ist die Dreiecks- oder Tropfenform des Treppenauges sowie die Anordnung der Stahlstützen.

 

Die Montage startete im Erdgeschoss. Die einzelnen Treppenelemente und die Stützen wurden geschossweise aufeinandergesetzt und verschweisst. Diese Vorgehensweise erforderte auch das Arbeiten in schwindelnder Höhe direkt an der Schachtkante oder auf der jeweils höchsten Stufe. Diese delikaten Arbeiten führten die Monteure in Kletterausrüstung mit den entsprechenden Sicherungsgurten aus. Beste Grundlage für die Positionierung und Ausrichtung der Treppenanlage bildete die exakte Massaufnahme und Kennzeichnungen für die Montage mit dem Theodolit.

Trotz ihrer Höhe und ihrem Gewicht wirkt die neue Wendeltreppe in Dreiecks- oder Tropfenform so, als würde sie im «Felsenhof» schweben. ■

3D-Ansicht der Treppenanlage.
3D-Ansicht der Treppenanlage.

 

 

Grundriss: Gut zu erkennen ist die beschriebene Dreiecks- oder Tropfenform.
Grundriss: Gut zu erkennen ist die beschriebene Dreiecks- oder Tropfenform.

 

 

Bautafel 

Objekt:

Geschäftshaus «Felsenhof», Pelikanstrasse 6–8, Zürich

Architekten:

Bee Ronner Architekten AG, Zürich

Totalunternehmer:

CONECO AG, Zürich

Bauherrschaft:

SWISS LIFE AG, Zürich

Treppenbau:

Ferdinand Hasler AG, Altstätten, SG (hasler treppen)

 

Das Fachregelwerk Metallbauerhandwerk – Konstruktionstechnik enthält im Kap. 1.4.5 wichtige Informationen zum Thema «Ausführung von Stahlbauten».