Mai 2024
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Seriöse Planung – eine Voraussetzung

Balkone / Verglasungen

Balkonanbauten mit Verglasungen machen bei Gebäudesanierungen einen bedeutenden Anteil des Investitionsvolumens aus. Deshalb verdienen diese Bauteile auch eine sorgfältige Planung. Eine Auswahl von wesentlichen zu beachtenden Kriterien finden Sie im Beitrag.


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Nicht isolierte Verglasungssysteme bilden Wärmepuffer und schützen vor Wind, Regen und Schall.
Nicht isolierte Verglasungssysteme bilden Wärmepuffer und schützen vor Wind, Regen und Schall.

 

Balkone / Verglasungen

Seriöse Planung – eine Voraussetzung

Balkonanbauten mit Verglasungen machen bei Gebäudesanierungen einen bedeutenden Anteil des Investitionsvolumens aus. Deshalb verdienen diese Bauteile auch eine sorgfältige Planung. Eine Auswahl von wesentlichen zu beachtenden Kriterien finden Sie im Beitrag.

Text und Bilder: Redaktion

Vor der eigentlichen Ausführungsplanung ist es entscheidend, die Nutzerbedürfnisse nochmals präzise zu klären. Zu den wesentlichen Kriterien gehören beispielsweise die vorgesehene Nutzung des Balkons, die erwartete Schutzwirkung von Verglasungen und Beschattungen, Anforderungen an Bedienerkomfort, an die Ästhetik etc. Dabei sollten auch die bauphysikalischen Anforderungen wie die Art der Anschlüsse an den Baukörper sowie thermische und schalltechnische Abkoppelungen behandelt werden. Allenfalls stellt sich auch die Frage, ob potenzielle Ausbauoptionen wie beispielsweise der spätere Einbau von Verglasungen oder Beschattungen in Betracht gezogen werden müssen. Geländer oder Unterkonstruktionen könnten dann so gestaltet werden, dass sie den späteren Einbau der entsprechenden Komponenten problemlos ermöglichen.
Eine ebenfalls wichtige Frage stellt sich mit der Ausrichtung des Bodengefälles. Bauschäden bestätigen immer wieder, dass ein Gefälle respektive eine Wasserführung gegen die Fassade hin, wenn immer möglich zu vermeiden ist. Sollte dies trotzdem gewünscht oder unumgänglich sein, so ist die kontrollierte Entwässerung sorgfältig zu planen.

Auch nicht verglaste Balkone werten eine Wohnung nutzungstechnisch auf.
Auch nicht verglaste Balkone werten eine Wohnung nutzungstechnisch auf.

 

Bodengefälle vereinbaren und festhalten

Damit Meteorwasser zügig ablaufen kann, ist ein Gefälle von 2 bis 3 % erforderlich (auch abhängig von der Bodenstruktur). Die entsprechenden Normen und Vorgaben sind grundsätzlich einzuhalten. Verschiedenste Praxisbeispiele zeigen jedoch, dass die vordefinierten Gefällswinkel – insbesondere bei Balkonbodenplatten – gerne zugunsten des Sitzkomforts reduziert werden. Es empfiehlt sich, die verschiedenen Betrachtungsweisen mit der Bauherrschaft zu diskutieren, zu testen und ein vereinbartes Gefälle schriftlich festzuhalten. Jedoch darf eine Gefällsreduzierung nie Risiken wie Stauwasser, Wassereindringung, Rutschgefahr bei Eisbildung usw. generieren. 

Bodenplatten und Verbindungsstösse beachten

Auf dem Markt sind verschiedenste Produkte an Bodenplatten mit den unterschiedlichsten Eigenschaften erhältlich. Bei Balkonen, die der Witterung ausgesetzt sind, ist zwingend zu beachten, dass die Bodenplatten auch bei Beschädigungen keine Feuchtigkeit aufnehmen können. Bei breiten Balkonflächen kann es notwendig sein, die Bodenplatten mehrteilig zu beschaffen und entsprechend zu fügen. Hier ist es notwendig, die Verbindungsvorgaben der Hersteller exakt zu klären, allenfalls zu erfragen und genauestens einzuhalten. Fügungen von bereits an den Bodenplatten angebrachten Wasserrinnen können sich nachhaltig als problematisch erweisen, wenn diese nicht absolut dicht und dilatierend ausgeführt werden. Bei Klebedichtungen ist darauf zu achten, dass diese auch resistent gegen organische Säuren (z.B Tier-Urin) sind. 

Aussenbeschattungen lassen sich in der Regel gut und stabil befestigen. Vertikalmarkisen (Bild) oder nach aussen stehende Systeme – beide haben ihre Berechtigung.
Aussenbeschattungen lassen sich in der Regel gut und stabil befestigen. Vertikalmarkisen (Bild) oder nach aussen stehende Systeme – beide haben ihre Berechtigung.

 

Statische Dimensionierungen

Es versteht sich von selbst, dass sämtliche tragenden Teile durch eine ausgewiesene Fachkraft zu dimensionieren und auch nachzuweisen sind. Die gültigen Tragwerksnormen sind einzuhalten.
Auch bei korrekt dimensionierte Balkon-Bodenkonstruktionen können bei der Begehung spürbare Schwingungen auftreten. Gerade bei mehrgeschossigen Balkonen ist dies für die Nutzer der obersten Etagen  unangenehm. Hier stellt sich die Frage, ob es sinnvoll sein könnte, die Durchbiegung der Tragbalken zu reduzieren. In den meisten Fällen erfordert diese Massnahme nur geringfügig höhere Profile am Bodenrahmen. Bei horizontal gelegten Wasserrinnen können diese – die Durchbiegung verringernden Massnahmen – auch den Wasserfluss in der Rinne besser gewährleisten.  

Fassadenseitige Entwässerungssysteme erfordern eine sorgfältig Planung und Umsetzung.
Fassadenseitige Entwässerungssysteme erfordern eine sorgfältig Planung und Umsetzung.

 

Balkonverglasungen – Wärmepuffer oder Wohnraum?

Verglasungen an Balkonen erhöhen die Nutzungszeit auf ungefähr neun Monate im Jahr. Sie generieren eine warme Pufferzone und schützen vor Wind und Wetter, insbesondere in den Übergangszeiten. Um den Balkon in den warmen Monaten in seiner vollen Grösse zu nutzen, sollte die Verglasung möglichst vollständig zu öffnen sein. Hierfür bieten sich entsprechende Schiebe-, Falt-Schiebe- oder Schiebe-Dreh-Systeme an, mit denen die Einzelelemente zu einem Paket verfahren und platzsparend an der Seite geparkt werden können.
In Anbetracht der Wärmegewinnung bzw. der Wärmekonservierung drängen sich für die Balkoneinkleidung mit Glas zwei Varianten auf: Bei der Variante 1 bleibt der geschützte Balkon unbeheizt, es kommt üblicherweise Einfachglas zur Anwendung. Die Verglasung bildet bereits bei geringster Sonneneinstrahlung einen Wärmepuffer für die Wohnräume.
Bei der Variante 2 wird der geschlossene Balkon als Wohnraum genutzt und ist somit Teil des beheizten Gebäudevolumens. Variante 1 mit der unbeheizten Ausführung ist natürlich deutlich einfacher zu verwirklichen, bringt aber auch einen eher kleinen und zudem schwer quantifizierbaren wärmetechnischen Nutzen.
Die Variante 2, also die Einbeziehung des Balkons in das beheizte Gebäudevolumen, ist deutlich aufwendiger. Neben der Balkonverglasung müssen auch die Brüstung und die Bodenplatte in den Wärmeschutz einbezogen werden. Soll der vormals offene Balkon ein eigenständiger Raum sein, benötigt er ausserdem eine Heizung. Luftfeuchtigkeit muss kontrolliert nach aussen abgeführt werden können.

Thermisch getrennte Verglasungssysteme bei einer Wohnraumerweiterung. Sie gewähren Behaglichkeit auch während der kalten Jahreszeiten.
Thermisch getrennte Verglasungssysteme bei einer Wohnraumerweiterung. Sie gewähren Behaglichkeit auch während der kalten Jahreszeiten.

 

Verschiedene Systeme und Produkte

Abgestützt auf die Bedürfnisklärung mit der Bauherrschaft soll das optimalste Verglasungs-Produkt evaluiert werden. Die anschliessend aufgeführten Qualitätsmerkmale könnten die Evaluation von beweglichen Balkonverglasungen erleichtern:

– Aushängesicherung
– Verhinderung des Zurückrollens der Schiebeelemente
– Feststellung der Flügel in verschiedenen Positionen
– Arretierung bei geöffneten Flügeln
– Ecklösungen profillos
– Einfache Handhabung der Beschläge
– Keine Verletzungsgefahr
– Wartungsintervalle
– Reinigungsmöglichkeiten
– Verglasung nach innen oder auch aussen zu öffnen
– Vollflächiges Öffnen über Schrägen und Ecken möglich
– Keine Stolperschwellen
– Möglichkeit von grossen Flügeldimensionen

Die Vielseitigkeit von Glas nutzen

Auf dem Markt existieren viele Systeme mit teils unterschiedlich gelösten Konstruktionsdetails. Das häufig zur Anwendung kommende Glas ist das Einscheibensicherheitsglas (ESG). ESG kann aufgrund von Nickelsulfid-Einschlüssen oder anderen Einwirkungen spontan brechen. Bei heissgelagertem Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG-HST) ist ein Glasbruch aufgrund von Nickelsulfid-Einschlüssen ebenfalls möglich. Die Häufigkeit eines spontanen Glasbruchs ist jedoch sehr viel kleiner.
Aufgrund der mit einem Glasbruch verbundenen Risiken wird der Einsatz von ESG und ESG-HST durch einschlägige Richtlinien eingeschränkt. Für den Einbau von ESG in grösseren Höhen wird dabei eine Risikoanalyse vorausgesetzt. Als Hilfsmittel zur Beurteilung der Risiken dient das Merkblatt TK 011 – Risikobeurteilung Einscheiben-Sicherheitsglas.
Download: www.metaltecsuisse.ch unter Technik / Merkblätter.

 

«Für den Einbau von ESG in grösseren Höhen wird dabei eine Risikoanalyse vorausgesetzt. Als Hilfsmittel zur Beurteilung der Risiken dient das Merkblatt TK 011 – Risikobeurteilung Einscheiben-Sicherheitsglas.»  

 

Der richtige Sonnenschutz

In den meisten Fällen lassen sich Beschattungsanlagen bei Anbaubalkonen gut und fachgerecht positionieren. Wichtig jedoch ist, dass Beschattungen im Zuge der Ausführungsplanung des Balkons festgelegt werden und die entsprechenden Vorkehrungen wie Befestigungsplatten usw. im Werk vorbereitet werden. Ungeplante, spätere Befestigungen führen gerne zu Schäden am Balkon oder an den Bodenplatten. Zur Beschattung eignen sich Knickarmstoren genauso wie Vertikalmarkisen. Je grösser der Überstand gegenüber der Balkonfläche, je besser die flächendeckende Beschattung bei flachem Sonnenstand. Jedoch weisen ausstehende Beschattungen eine grössere Anfälligkeit gegen Wind auf, was sich aber mit entsprechenden Windmessgeräten und automatisierten Rückziehsystemen bestens lösen lässt. Selbstverständlich bilden auch Sonnenschutzgläser eine prüfenswerte Option. 

 

Das Fachregelwerk Metallbauerhandwerk – Konstruktionstechnik enthält im Kap. 1.4 wichtige Informationen zum Thema «Statik und Konstruktion» und im Kap. 2.39 wichtige Informationen zum Thema «Anbaubalkone».