Veloparkiersysteme
Schwimmender Fahrradstellplatz in Amsterdam
Fahrradfahren ist Teil der niederländischen Lebenskultur. Um der Überfüllung mit Rädern im Zentrum von Amsterdam entgegenzuwirken, hat die Gemeinde das Gebiet am Verkehrsknotenpunkt Amsterdam Centraal nun umgestaltet. Der schwimmende Baukörper «IJboulevard» von VenhoevenCS stellt sichere Abstellmöglichkeiten für Räder bereit und gibt den Aussenraum an die Gesellschaft zurück.
Die Radgarage erschliesst einen neuen städtischen Raum in und auf dem Wasser. Während sich unterirdisch mehr als 4000 Fahrradstellplätze befinden, dient das Dach des Parkhauses als Erweiterung des vorhandenen Gehwegs. Auf 6000 m² wird der Ort am Fluss IJ zum Treffpunkt für Bewohner und Besucherinnen, für Radfahrer und Fussgängerinnen.
Komplexe Konstruktion
Die 237 m lange Unterwasserkonstruktion haben die Architekten mit drei separaten Hohlprofilen aus Beton und Stahl konstruiert. Die schwimmenden Gebäudeteile wurden über einen 12 km langen Flussweg zum Amsterdamer Hauptbahnhof transportiert und vor Ort miteinander verbunden. Der komplexe Baukörper ruht auf 72 Pfahlgründungen und ist teilweise als Brückenkonstruktion ausgebildet.
Orientierung
Der Fahrradstellplatz zeichnet sich durch eine klare Orientierung an dem sonst so mobilen Ort aus. Um ein Gefühl der Sicherheit zu geben, wurde auf ruhige Farben, helle Materialien und eine dezente Beleuchtung gesetzt. Grosse Glasflächen in den Treppenhäusern bringen Tageslicht in die Eingangssituation und verbinden den Innen- mit dem Aussenbereich.
Der Bau versucht, das natürliche Ökosystem im Fluss zu imitieren, um den Lebensraum örtlicher Wasserorganismen zu erhalten und die Artenvielfalt zu fördern. Ein Merkmal sind beispielsweise poröse Betonflächen an der Unterwasserkonstruktion, an denen sich Pflanzen und Weichtiere niederlassen können.
Öffentlicher Raum
Die Gemeinde von Amsterdam richtet die Stadtinfrastruktur weiterhin auf das Fahrradfahren aus. Zusammen mit dem kürzlich errichteten Fahrradparkplatz Stationsplein am südlichen Ende des Hauptbahnhofs werden über 11 000 neue unterirdische Stellplätze angeboten. Diese wirken dem Verbot, Fahrräder öffentlich abzustellen, und dem Abbau ursprünglicher Fahrradständer entgegen. Trotzdem ist das beeindruckende Bauprojekt noch nicht an das Nutzungsverhalten der Bewohner und Pendlerinnen angepasst. Durch eingeschränkte Öffnungszeiten und gebührenpflichtige Abstellplätze müssen diese nun mehr Zeit und Kosten für ihre Fahrten einplanen. Es stellt sich die Frage, ob ein öffentlicher Raum im mobilen Zentrum Amsterdams nur teilweise zugänglich sein darf. ■
Bautafel
Architektur:
VenhoevenCS architecture+urbanism
Bauherr:
Van Hattum en Blankevoort – Stadtverwaltung von Amsterdam
Standort:
Centraal Station, Amsterdam
Tragwerksplanung:
VolkerWessels Infra Competence Centre