April 2025
April 2025
Tests durch statische und dynamische Belastungen sowie manuelle Angriffe für die Zertifizierung Widerstandsklasse RC2. Auch die bei der manuellen Prüfung geschafften Durchbrüche ermöglichten kein Entriegeln des Griffs. Der Pendelschlagversuch erwirkte einen grossen, kreisrunden Riss (links), jedoch keinen Glasbruch.
Tests durch statische und dynamische Belastungen sowie manuelle Angriffe für die Zertifizierung Widerstandsklasse RC2. Auch die bei der manuellen Prüfung geschafften Durchbrüche ermöglichten kein Entriegeln des Griffs. Der Pendelschlagversuch erwirkte einen grossen, kreisrunden Riss (links), jedoch keinen Glasbruch.

 

Fenstertechnik

Rahmenloses Schiebefenster erfolgreich auf RC2 getestet

Die zeitgemässe Architektur strebt bei Wohnbauten Transparenz und möglichst ungestörte Sicht an. Insbesondere bei frei stehenden Gebäuden soll die Fernsicht nicht durch markante Fensterrahmen oder breite Sprossen eingeschränkt werden. Sogenannte rahmenlose Fenster erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Der Beitrag zeigt die verschiedenen Entwicklungsschritte, die eine Schweizer Metallbauunternehmung bis zu einem ausgereiften Fenstersystem mit RC2-Prüfung gehen musste.

Text: Redaktion / Bilder: Furrer Metallbau AG

Seit mehr als 160 Jahren stellt die Furrer Metallbau AG in Lausen Bauteile aus Metall her und legte schon immer Wert auf qualitativ hochstehende Produkte von langer Lebensdauer. Heute zählt das eigenentwickelte rahmenlose Schiebefenster Slide zu den speziellen Vorzeigeprodukten der Unternehmung.
Slide ist ein rahmenloses Schiebefenster, das Innen- und Aussenräume nahtlos miteinander verbindet. Durch den Verzicht auf Fensterrahmen wirken die Wohnräume grösser und werden mit maximalem Tageslicht durchflutet. Es handelt sich um das erste Schiebefenster, das vollständig ohne umlaufenden Flügelrahmen auskommt. Der thermisch getrennte Fensterrahmen wird elegant in Boden, Wände und Decken integriert, wobei alle bautechnischen Normen, Vorschriften und Regeln eingehalten werden. Das System folgt einem minimalistischen Design und reduziert sichtbare Rahmenanteile auf eine schmale, nur 39 mm breite Mittelsprosse, die eine ungestörte Aussicht ermöglicht. 

Entstehung von Slide

Was tun, wenn ein Produkt die damit verbundenen Erwartungen nicht erfüllt? Man entwickelt ein eigenes. Nach einer mehrjährigen Partnerschaft mit einem Marktbegleiter reifte bei der Furrer Metallbau AG die Überzeugung: Das können wir besser. So entstand im Zuge eines ersten Projekts das eigene rahmenloses Schiebefenster Slide. Heute vereint Slide über 160 Jahre Erfahrung der Furrer Metallbau AG mit Schweizer Qualitätsdenken, innovativer Technik und einem kompromisslosen Anspruch an Design und Funktionalität. «Unser Fenstersystem ist so konzipiert, dass Wartung und Pflege denkbar einfach sind», erklärt Serafin Wenger, Vertriebsleiter bei der Furrer Metallbau AG. «Slide ist das Ergebnis jahrzehntelanger Expertise in der Fenster- und Türproduktion sowie in der Systementwicklung im Fassadenbau.»
Slide steht heute für rahmenlose Eleganz, maximale Transparenz und ein System, das bis ins Detail durchdacht ist – entwickelt für Architekten, Bauherren und alle, die das Besondere suchen.

Langlebig, ökologisch und energieeffizient

Das rahmenlose Schiebefenster vereint hochwertige Materialien wie Glas, Aluminium, Edelstahl und hochfesten Kunststoff. Durch die exzellente Dämmleistung der verwendeten Komponenten und die minimalen Profilanteile erreicht es herausragende thermische Werte und entspricht dem Minergie-P-Standard. Das System ist mit Bürstendichtungen versehen und jeder bewegliche Flügel läuft auf robusten Edelstahl-Laufwagen. Ein integriertes Entwässerungssystem gewährleistet den kontrollierten Wasserabfluss und erfüllt die Anforderungen der SIA 271. Zudem ist das System für Flüssigkunststoffabdichtungen vorbereitet. Die hochwertigen 3-fach-Isoliergläser sind wahlweise mit Wärmedämm- oder Sonnenschutzbeschichtung erhältlich. Besonders am Herzen liegt den Entwicklern der Schutz der Artenvielfalt – daher setzen sie sich konsequent für den Einsatz von Vogelschutzglas ein.

Das rahmenlose Schiebefenstersystem Slide ist filigran, sicher, leichtgängig und lässt sich mit minimalem Kraftaufwand nahezu geräuschlos bedienen.
Das rahmenlose Schiebefenstersystem Slide ist filigran, sicher, leichtgängig und lässt sich mit minimalem Kraftaufwand nahezu geräuschlos bedienen.

 

Sicher und einfach zu bedienen

Im Interesse einer angemessenen Einbruchsicherheit für Privatbereiche entschied sich die Furrer Metallbau AG, das rahmenlose Schiebefenster Slide auch in sicherheitstechnischer Hinsicht weiterzuentwickeln und die Widerstandsklasse RC2 anzustreben. Ende 2023 war es so weit, die entsprechenden Weiterentwicklungen waren umgesetzt und die Furrer Metallbau AG liess von der Berner Fachhochschule ein Fensterelement auf seine Einbruchsicherheit testen. Die Prüfungen wurden unter Realbedingungen in der Elementgrösse von 5,81 m x 2,76 m in der eigenen Werkhalle in Lausen durchgeführt.
Eine RC2-Ausführung eines Fensters bedingt ein Verbundsicherheitsglas der Klasse P4A nach EN 356 und die Möglichkeit, die Verglasung mittels Verschlusssystem abzuschliessen. Das zu prüfende rahmenlose Schiebefenster von Slide jedoch verfügt aus Gründen des Bedienkomforts nicht über ein zylindergesichertes Schloss, sondern über einen höchst einfach zu handhabenden Fenstergriff. Wenn der Flügel am Endpunkt angelangt ist, schnappt die Mehrpunktverriegelung automatisch zu. Von innen lässt sich das Fenster problemlos über den erwähnten speziell gesicherten Griff wieder entriegeln. Speziell ist die Funktionsweise dieses Griffs. Er ist mechanisch so weit dual abgesichert, so dass er sich auch bei einem einzelnen Glasdurchbruch und entsprechenden Einbruchshilfsmitteln nicht entriegeln lässt.

Einer der Verriegelungspunkte: Verschlusshaken aus Edelstahl.
Einer der Verriegelungspunkte: Verschlusshaken aus Edelstahl.

 

RC2-Prüfung erfolgreich bestanden

Die Prüfungen erfolgten – wie erwähnt – unter realen Bedingungen am 16 m 2 grossen Schiebeelement. Zum Abschluss des Prüfverfahrens versuchte der versierte Prüfer innert drei Minuten mithilfe von einfachem Werkzeug, wie beispielsweise Schraubendreher, Zange, Keil, Handsäge und kleinen Hilfsmitteln wie Stahldraht, sich Zutritt zu verschaffen. Speziell hat er dabei auch versucht, zwischen Rahmen und Glaskante ein Loch zu schaffen, um mit Hilfsmitteln die Mechanik des Ziehgriffs auszulösen.
Das Fenster hielt allen statischen und dynamischen Belastungen sowie allen manuellen Angriffen stand und konnte erfolgreich die Prüfungen der Widerstandsklasse RC2 bestehen. «Mit besonderem Stolz erfüllt uns, dass wir für die Klasse RC2 keinen abschliessbaren Griff benötigen», erklärt Kevin Diener, Systementwickler von Slide bei der Furrer Metallbau AG, und ergänzt: «Damit bleibt die filigrane Optik erhalten und der Bedienkomfort ist intuitiv und ohne Schlüssel möglich. Deshalb haben wir Slide dem Härtetest unterzogen und es auf die Klasse RC2 geprüft. Aber das war uns nicht genug. Da wir unseren Kunden ein Plus an Sicherheit bieten wollten, haben wir die Messlatte höher gesetzt und unser Fenstersystem mit weiteren internen Prüfungen getestet und weiterentwickelt, um über den geforderten Anforderungsbereich hinaus noch höhere Sicherheit zu bieten.» Deshalb geben wir uns selbst die Sicherheitsklasse RC2+.

www.slide.ch

Bei separaten Interventionsversuchen wurde getestet, ob durch einzelne Glasdurchbrüche eine Entriegelung des Verschlusses möglich ist. Jedoch hielten alle Komponenten problemlos stand.
Bei separaten Interventionsversuchen wurde getestet, ob durch einzelne Glasdurchbrüche eine Entriegelung des Verschlusses möglich ist. Jedoch hielten alle Komponenten problemlos stand.

 

Prüfung

Die mit der Prüfung beauftragte Berner Fachhochschule übernimmt Prüfdienstleistungen zur Einbruchhemmung von Fenstern und Türen. Sie ist für Prüfungen nach den Normen SN EN 1627–1630 für die Widerstandsklassen RC1–RC6 akkreditiert (STS0317; Notified Body NB 2172).
Weitere Informationen:
www.bfh.ch   

Von links: Serafin Wenger, Vertriebsleiter, und Kevin Diener, Systementwickler, im Gespräch mit der «metall».
Von links: Serafin Wenger, Vertriebsleiter, und Kevin Diener, Systementwickler, im Gespräch mit der «metall».

 

Interview

Die Redaktion der «metall» hat mit dem Vertriebsleiter Serafin Wenger (SW) und dem Systementwickler Kevin Diener (KD) gesprochen.

Herr Diener, wo lagen die grössten Herausforderungen während des ganzen Entwicklungsprozesses für Sie und die Unternehmung?
KD: Da die Furrer Metallbau AG bereits seit Jahren erfolgreich rahmenlose Schiebefenster verbaut hat, stand ab 2020 die Entwicklung und stetige Optimierung unseres eigenen Systems «SLIDE» im Fokus. Die grösste Herausforderung bestand darin, diese Neuentwicklung parallel zum Tagesgeschäft voranzutreiben. Besonders spannend war es, Innovationen wie das Griffstück mit Verschluss zu realisieren, eine ruhige Führung mit minimalem Kraftaufwand sicherzustellen und eine hohe Dichtigkeit zu erreichen – mit dem klaren Ziel, das beste rahmenlose Schiebefenstersystem zu schaffen.

Worauf sind Sie am meisten stolz ?
KD: Unser Entwicklungsteam hat viel Herzblut und natürlich auch Zeit investiert und dadurch dieses Fenstersystem zu einem qualitativ und ästhetisch begehrten Produkt gemacht. Darauf sind wir stolz. Und natürlich auch auf den ästhetisch schönen Griff mit seinem Ver- und Entriegelungsmechanismus.

Herr Wenger, eine provokative Frage: Es gibt verschiedene ähnliche Produkte dieser Art auf dem Markt. Warum soll ein Kunde gerade Slide wählen?
SW: Slide ist das einzige wirklich rahmenlose Schiebefenster – eine Lösung, die Ästhetik und Funktionalität ideal verbindet. Mit über 160 Jahren Erfahrung im Metall-, Tür- und Fensterbau setzen wir auf bewährte Erfahrung und Innovation. Unsere Inhouse-Fertigung in der Schweiz garantiert höchste Präzision und Swiss-made-Qualität. Das System lässt sich mit minimalem Kraftaufwand bedienen und verriegelt sicher – ganz ohne Schlüssel oder elektrische Anschlüsse.
Ein weiterer Vorteil: Mit der Furrer Metallbau AG als starkem Partner bieten wir nicht nur rahmenlose Schiebefenster, sondern auch massgeschneiderte Metallbauarbeiten an. Von der Planung bis zur Umsetzung begleiten, betreuen und unterstützen wir unsere Kunden, um eine optimale und ganzheitliche Lösung zu realisieren.

Wie sieht Ihre Vertriebsstrategie aus?
SW: Aktuell erfolgt der Verkauf über Architekten und Bauleitungen direkt an die Bauherrschaften. Für die Zukunft sehen wir eine Zusammenarbeit mit national verteilten Partnerfirmen und sind interessiert an Vertriebspartnern.   ■

Das Fachregelwerk Metallbauerhandwerk – Konstruktionstechnik enthält im Kap. 2.1 wichtige Informationen zum Thema «Fenster».