März 2025
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Nachbau einer denkmalgeschützten Fassade

Metall und Glas

Ein Rückblick auf die bewegte Geschichte der beiden Verwaltungsgebäude der Grande Dixence SA: Seit 1965 sind sie im Stadtbild von Sion fest verankert. Wer daran vorbeigeht, ahnt nichts von den Schwierigkeiten, die während vier Jahren – inklusive Covid – bei der Instandsetzung dieser Gebäude aufgetreten sind.


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Die beiden historischen Gebäude der Grande Dixence SA in Sion wurden umfassend renoviert. Im Fokus stehen die Glas-Metall-Fassaden. Bild: Florian Bloesch
Die beiden historischen Gebäude der Grande Dixence SA in Sion wurden umfassend renoviert. Im Fokus stehen die Glas-Metall-Fassaden. Bild: Florian Bloesch

 

Metall und Glas

Nachbau einer denkmalgeschützten Fassade

Ein Rückblick auf die bewegte Geschichte der beiden Verwaltungsgebäude der Grande Dixence SA: Seit 1965 sind sie im Stadtbild von Sion fest verankert. Wer daran vorbeigeht, ahnt nichts von den Schwierigkeiten, die während vier Jahren – inklusive Covid – bei der Instandsetzung dieser Gebäude aufgetreten sind.

Text: Nathalie Montes / Bilder: Florian Bloesch und Bitz & Savoye SA

2018 nimmt die Grande Dixence SA mit Unterstützung des Büros Assyneo Sàrl die umfassende Renovation ihrer beiden historischen Gebäude in der Nähe des Bahnhofs Sion in Angriff. Wärmestandards, Dichtheit oder Brandsicherheit der Büroräume: Fast 60 Jahre nach dem Bau sind viele damalige Komfort- und Sicherheitsstandards veraltet.
Kurz nach der Vergabe der Bauaufträge an die verschiedenen Handwerksbetriebe beginnen die Schwierigkeiten bei der Asbestsanierung: Die Behörden verfügen einen Baustopp, um die denkmalschützerische Bedeutung der Gebäude in einem Gutachten ermitteln zu lassen. Denn dem Stahlgerüst an der Aussenseite des Gebäudes kommt eine besondere Bedeutung zu, ebenso den Metallfassaden mit ihren markanten vertikalen Linien.
Das mit der Restaurierung der Fassade beauftragte Metallbauunternehmen Bitz & Savoye musste sich mehr als vier Jahre lang durch den Dschungel von kantonalen Auflagen, architektonischen Einschränkungen und der Coronakrise schlagen, um seinen Auftrag erfüllen zu können.

 

Der unsichtbare Umbau denkmalgeschützter Gebäude

Ein sehr detailliertes historisches Gutachten unter der Leitung der Architektin Inès Lamunière ermöglichte die Wiederaufnahme der Arbeiten. Es ist ein mehr als 400-seitiger Bericht, der das kulturelle Erbe der von Le Corbusier inspirierten Gebäude beleuchtet und das Grande-Dixence-Hochhaus als Objekt von regionaler Bedeutung einstuft. «So soll die Fassade nach zeitgenössischen historischen Kriterien mit ausgefeilten technischen Details rekonstruiert werden», erklärt Dominique Savoye, Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens.
«In Absprache mit der Architektengruppe haben wir ein Fassadenelement demontiert, um in unserer Werkstatt in Sion alle Elemente mit der gleichen Finesse und Linienführung nachzubauen. So haben wir beispielsweise die Aussteifungen nach Mass gefertigt. Ebenso haben wir lange nach dem passenden Aubergine-Farbton aus eloxiertem Aluminium gesucht. Optisch haben wir alles 1:1 reproduziert, jedoch nach den aktuellen Standards in Bezug auf Wärmeschutz, Sicherheit, Funktion und Machbarkeit.» Die alten Verglasungen im Erdgeschoss wurden durch nahezu unsichtbare, «ultratransparente» ersetzt, die bündig mit dem Boden und der Decke abschliessen. Und in den Obergeschossen wurden Dreifachverglasungen in die neuen Metallelemente integriert.   

Die alten Rahmen konnten komplett zerlegt werden, einschliesslich des Glases, was eine rationelle Entsorgung mit Materialsortierung in der Werkstatt ermöglichte.
Die alten Rahmen konnten komplett zerlegt werden, einschliesslich des Glases, was eine rationelle Entsorgung mit Materialsortierung in der Werkstatt ermöglichte.

 

 

«Das tönbare Glas ermöglicht einen hohen visuellen Komfort – indem die Sicht nach draussen 365 Tage im Jahr gewahrt bleibt –, aber auch einen hervorragenden thermischen Komfort, denn bis zu 97 % der Sonnenwärme werden gefiltert.» Élodie Lorenz-Savoye

 

Atrium mit tönbarem Glas

In der Empfangshalle bewirkte die 1988 eingesetzte Dachverglasung des Atriums im Sommer einen Hitzestau. Sie wurde durch dynamische Verglasungen ersetzt. «Im Gegensatz zu herkömmlichen Verglasungen ist dieses elektrochrome Glas mit einem elektrischen Kontrollsystem verbunden. Dieses passt seine Tönung dank Lichtsensor an die Sonneneinstrahlung an. So konnten wir auf die herkömmlichen, wartungsintensiven mechanischen Jalousien verzichten. Das Glas sorgt für hohen visuellen Komfort in den Räumen, indem es 365 Tage im Jahr die Sicht nach draussen ermöglicht. Gleichzeitig sorgt es aber auch für ein gutes Raumklima, denn bis zu 97 Prozent der Sonnenwärme werden gefiltert», erklärt Élodie Lorenz-Savoye, Geschäftsführerin der Perrier Vitrerie Sàrl, eines Unternehmens der Bitz & Savoye Gruppe.  

Das Gerüst bedeckte die gesamten vier Fassaden und ermöglichte eine völlig sichere Ausführung der Arbeiten.
Das Gerüst bedeckte die gesamten vier Fassaden und ermöglichte eine völlig sichere Ausführung der Arbeiten.

 

Zwischen Beratung und Spezialprojekten

Nach bald 40-jährigem Bestehen sind die 65 Mitarbeitenden der Bitz & Savoye Gruppe mit aussergewöhnlichen Baustellen und massgeschneiderten Aufträgen bestens vertraut. «Wir verarbeiten Stahl und Aluminium zu Toren, Treppen, Fassaden, Fensterfronten oder Kunstwerken. Von kleinen Reparaturen bis hin zu Grossbaustellen, für Privatpersonen oder für Architekten – wir engagieren uns stets mit demselben Herzblut für gute Arbeit», versichert Domenico Savoye. «Mein Sohn Dominique und meine Tochter Élodie sind seit über neun Jahren Teil der Gruppe. Und weil sie sich nun um den operativen Teil kümmern, habe ich mehr Zeit für die Beratung bei Grossprojekten. Das ist eine Aufgabe, für die ich regelmässig Mandate erhalte und die ich besonders schätze.»
2011 hatte Domenico Savoye die Idee, das Schliessen und Öffnen einer Fensterfront zu motorisieren, was ihm den «Prix Créateurs WKB» einbrachte. Das Unternehmen Bitz & Savoye fertigte unter anderem auch die olympischen Ringe des CIO Lausanne und die Skulpturen der Künstlerin Beatriz Canfield nach Mass an. Ein weiterer Beweis für die unglaubliche handwerkliche Vielseitigkeit der Gruppe. ■

Montage: Alle Rahmen wurden in der Werkstatt aufgebaut, verglast und mit Hebehaken direkt zur Baustelle transportiert.
Montage: Alle Rahmen wurden in der Werkstatt aufgebaut, verglast und mit Hebehaken direkt zur Baustelle transportiert.

 

Die Haken dienten auch als Verbindungselement für die aufeinanderpassenden Rahmen.
Die Haken dienten auch als Verbindungselement für die aufeinanderpassenden Rahmen.

 

Bautafel 

Objekt:

Verwaltungsgebäude Grande Dixence SA, Sion

Bauherrschaft:

Grande Dixence SA, Sion

Architektur:

Assyneo Sàrl, Crissier

Fassaden:

Bitz & Savoye SA, Sion

 

Das Fachregelwerk Metallbauerhandwerk – Konstruktionstechnik enthält im Kap. 2.1 wichtige Informationen zum Thema «Fenster».