März 2025
März 2025
Die Gebäudehülle (Fassade und Dach) generiert wesentlich mehr Strom pro Jahr, als die Metallbauunternehmung verbrauchen kann. Pfosten-Riegel-Verglasungen befinden sich an der Front- und der Rückseite des Gebäudes.
Die Gebäudehülle (Fassade und Dach) generiert wesentlich mehr Strom pro Jahr, als die Metallbauunternehmung verbrauchen kann. Pfosten-Riegel-Verglasungen befinden sich an der Front- und der Rückseite des Gebäudes.

 

Gebäudehüllen / Infrastrukturen

Mit energieerzeugendem Neubau in die Zukunft

Die Aargauer Unternehmung Delfosse AG Metallbau hat mit ihrem 11-Millionen-Franken-Neubau einen bedeutenden Schritt in die Zukunft gemacht. Das Unternehmen erzeugt durch eine aktive Gebäudehülle eigenen Strom, der grösstenteils direkt genutzt wird. Mit modernen Arbeitsplätzen, hervorragenden Infrastrukturen und einer breiten Palette an hochwertigen Kundenleistungen setzt Delfosse auf Innovation und Nachhaltigkeit.

Text: Redaktion / Bilder: Delfosse AG Metallbau

Die Delfosse AG Metallbau begeht neue Wege und rüstet sich für die Zukunft. Im vergangenen Sommer wurde der Umzug vom alten Standort in Brugg in das neu erstellte, hochmodernes Produktions- und Bürogebäude in Siggenthal Station erfolgreich vollzogen. Die Metallbauunternehmung mit ihren 40 Mitarbeitenden (davon 10 Lernende) produziert mit der Gebäudehülle eigenen Strom und deckt damit einen grossen Teil des täglichen Bedarfs direkt ab. Allein das Dach sorgt für eine durchschnittliche Jahresproduktion von mehr als 200 000 kWh. Die allseitig aktive Fassade, bestehend aus grünen und anthrazitfarbenen Modulen, sowie der angrenzende Unterstand ergänzen das energetische Konzept insbesondere bei tiefem Sonnenstand wesentlich.
Die von Cyrill und Pascal Delfosse geführte Unternehmung ist im Bereich der gehobenen Qualität im allgemeinen Metallbau tätig. Geplant, hergestellt und montiert werden Treppen und Geländer, Fenster, Türen, Warm- und Kaltfassaden – Letztere mit Hinterlüftung und integrierten Photovoltaik (PV)-Modulen. Hierfür stehen auch modernste Bearbeitungsanlagen für Bleche und auch für Alucobondplatten zur Verfügung. Aber auch leichte Stahlbauarbeiten oder Arbeiten für denkmalgeschützte Bereiche gehören zum Tagesgeschäft. Zudem hat die Unternehmung ein eigenes Profilsystem für thermisch getrennte Türen aus Baubronze entwickelt und liefert, montiert rahmenlose Schiebefenster vom Typ Venuro.

 

Die Platzverhältnisse genügten nicht mehr

Nachdem Cyrill und Pascal Delfosse das im Jahr 1980 gegründete Familienunternehmen 2012 übernommen und neu ausgerichtet hatten, kamen die damaligen Platzverhältnisse zunehmend unter Druck, was sie bereits 2017 dazu bewog, nach grosszügigeren Platzverhältnissen und ergänzenden Infrastrukturen Ausschau zu halten. Da am alten Standort in Brugg keine befriedigende Lösung gefunden werden konnte, wurde der Suchradius um einige Gemeinden der Umgebung erweitert. 2020 konnten im Industriegebiet Hard in Siggenthal Station 8000 m 2 passendes Bauland in weitgehend unverbauter Umgebung gefunden und beim Bezirk im Baurecht erworben werden.
Bereits 2021 erfolgte – aufgrund der im eigenen Unternehmen erstellten Projektpläne – die Eingabe der Baubewilligung, die im Jahr 2022 erteilt wurde.
Heute steht ein beeindruckender rechteckiger Neubau von 60 x 40 Metern Grundfläche plus Vorbau auf diesem Gelände.   

Die im Grünton beschichteten PV-Module verleihen der Fassade eine beeindruckende optische Frische.
Die im Grünton beschichteten PV-Module verleihen der Fassade eine beeindruckende optische Frische.

 

Durchdachte Konzeption des Neubaus

Der Neubau gliedert sich in zwei aussenseitig angeordnete grosszügige Werkhallen und einen kubischen Büro- und Lagertrakt im Zentrum. Die Büros befinden sich im Obergeschoss und bieten Sichtkontakt in die beiden Werkhallen. Die Fläche unter den Büros dient als Verbindungsbereich der Produktionsstätten und beherbergt auch das Materiallager. Direkt über den Büros ist eine grosszügige Wohnung angeordnet. Unter den Produktionshallen befindet sich eine 2000 m 2 grosse Tiefgarage mit vier Metern Raumhöhe. Frontseitig des Gebäudes steht der einladend wirkende Vorbau mit der Eingangshalle und verschiedenen Ausstellungsflächen für die hauseigenen Produkte. Direkt darüber finden die Mitarbeitenden einen angenehmen Freiluft-Aufenthaltsbereich.   

Die PV-Module – hier im Eckbereich zu sehen – unterscheiden sich nur unwesentlich von den Alucobond-Verkleidungen links vom Fensterband.
Die PV-Module – hier im Eckbereich zu sehen – unterscheiden sich nur unwesentlich von den Alucobond-Verkleidungen links vom Fensterband.

 

Der Gebäudekomplex fungiert als kleines Energiekraftwerk mit aktiver und funktionaler Gebäudehülle. Allein auf dem Flachdach erstrecken sich 1300 m 2  nach Ost/West ausgerichtete PV-Module, die rund 260 kWp elektrische Energie erzeugen. Die Aussenhaut der umlaufenden Fassade ist heterogen aufgebaut und besteht im Wesentlichen aus vertikalen Fensterbändern und einer hinterlüfteten Kaltfassade aus Alucobond-Fassadenplatten und verschiedenfarbigen PV-Modulen. Dazu kommen an der Front- und der Rückseite des Gebäudes verschiedene Pfosten-Riegel-Verglasungen.
«Bei der Realisation dieses Neubaus sind wir in verschiedenen Bereichen neue Wege gegangen», erklärt Cyrill Delfosse, Geschäftsführer der Delfosse AG Metallbau, gegenüber der «metall» und fügt an: «So haben wir bewusst auf die Zusammenarbeit mit einem Architekturbüro verzichtet und uns der raumplanerischen Herausforderungen selbst angenommen. Dies erforderte von uns eine intensive Auseinandersetzung mit allen nutzungs- und bautechnischen Belangen, was sich natürlich positiv auf unsere Kenntnisse des Neubaus auswirkte und uns die Gewissheit gab, bei der Planung und Umsetzung die richtigen Entscheide zu fällen. Für die Umsetzung wählten wir ausschliesslich Unternehmungen mit eigenen Fachplanern im Team. Die entsprechenden Anweisungen und die Koordination haben wir selbst oder der von uns beauftragte Bauleiter ausgeführt.»

Die PV-Anlage der Fassade generiert mit einem Flächenanteil von rund 900 m 2  140 kWp. Sämtliche vertikalen PV-Module (grün und anthrazitfarben) sind 1634 mm breit und 1111 mm hoch.
Die PV-Anlage der Fassade generiert mit einem Flächenanteil von rund 900 m 2 140 kWp. Sämtliche vertikalen PV-Module (grün und anthrazitfarben) sind 1634 mm breit und 1111 mm hoch.

 

Aktive, energieerzeugende Aussenhülle

Der Bürokubus im Zentrum des Komplexes ist aus Beton gebaut. Die beiden seitlich angefügten Produktionshallen sowie der Vorbau sind als Stahltragwerk konzipiert. Die gesamte Aussenhülle und viele Bauteile im Gebäude plante, produzierte und montierte die Delfosse AG Metallbau in Eigenregie.
Die hochisolierte Aussenwand in Holzständer-Bauweise besteht aus direkt am Stahlbau angeschlagenen und selbsttragenden Holzplatten von 27 mm Stärke. Aussenseitig aufgebaut folgen eine Isolationsschicht von 220 mm + 80 mm Bautiefe sowie die Unterkonstruktionen für die Alucobond- und PV-Fassaden. Der Luftraum zwischen Isolation und Aussenhaut von 65 mm sorgt für eine angemessene Belüftung. In bauphysikalischer Hinsicht vorbildlich ist die Tatsache, dass durch den Holzaufbau Wärmebrücken von aussen an den inneren Stahlbau absolut vermieden werden. Für die gebäudehohen Fensterbänder mit ihren integrierten RWA- und Belüftungsflügeln kamen thermisch getrennte Aluminiumprofile vom System Wicona Wicline 75 EVO, hochisoliert, bestückt mit 3-fach-Wärmeschutzgläsern mit Ug: 0,5 W/m 2 K zur Anwendung.  
Die Dachhaut besteht aus isolierten Deckenpaneelen, Dampfbremse, Isolationsschicht, Dichtfolien und Kiesaufbau. Auf speziellen Unterkonstruktionen lagern die PV-Module mit einem Neigungswinkel von 10°. Auf Dachoberlichter wurde zugunsten der Solarelemente bewusst verzichtet. Die vertikalen Glasbänder gewähren eine genügende Durchflutung mit Tageslicht. Der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert), gemessen über die ganze Gebäudehülle, liegt bei bemerkenswerten 0,12 W/m 2 K.
Wie bereits erwähnt, bilden bei den nichttransparenten Fassadenteilen PV-Module mit einer aufgedampften Metallschicht und Alucobondplatten die Aussenhaut. Auffallend sind die im Delfosse-Grünton beschichteten PV-Elemente. Jeweils darüber und darunter sind weitere, in einem dunklen Farbton beschichtete PV-Module angeordnet. Diese vertikale PV-Anlage generiert mit einem Flächenanteil von rund 900 m 2 140 kWp. Sämtliche vertikalen PV-Module sind 1634 mm breit und 1111 mm hoch, was einerseits in konstruktiver Hinsicht einen Vorteil bildete und andererseits auch die Möglichkeit, einige Reservemodule an Lager zu nehmen.
Die gesamthaft rund 2200 m 2 messenden Solaranlagen von Dach, Fassade und Anbau, mit ihren rund 1200 PV-Modulen und einer Gesamtleistung von 445,8 kWp, haben während der Wintermonate ca. 50% des Strombedarfs generiert, und 35% des Strombedarfs konnten direkt für den Eigenverbrauch entnommen werden.
Ganz anders während der Sommermonate: Hier wurden ca. 300% des Strombedarfs generiert und 80% des Strombedarfs konnten direkt im eigenen Unternehmen verbraucht werden. Der Rest wurde ins öffentliche Netz gespeist.

Die bestehenden Infrastrukturen wurden zielgerichtet mit neuen ergänzt. Das Bearbeitungszentrum mit fünf CNC-Achsen (im Bild) und eine Blech-Laser-Schneidanlage gehören zu den kostenintensivsten Investitionen.
Die bestehenden Infrastrukturen wurden zielgerichtet mit neuen ergänzt. Das Bearbeitungszentrum mit fünf CNC-Achsen (im Bild) und eine Blech-Laser-Schneidanlage gehören zu den kostenintensivsten Investitionen.

 

Heizung und Kühlung

Die Beheizungs- und Kühlsysteme in Böden und Decken werden von elektrisch betriebenen Wärmepumpen gespeist. Die Werkhallen werden über im Boden eingelassene, thermoaktive Systeme (TABS) beheizt und gekühlt. Die Büros verfügen über identische thermoaktive Systeme, jedoch sind die Beheizungsleitungen im Boden und die Kühlleitungen in der Decke untergebracht.
Aufgrund des hervorragenden U-Werts von 0,12 W/m 2 K der Gebäudehülle in Kombination mit den eingesetzten Kühlsystemen liessen sich im vergangenen Sommer (Juli / August) bei Aussentemperaturen von 33 °C in den Werkhallen angenehme 23 °C registrieren. Ähnliche Daten lieferten auch die Messungen der Büroräumlichkeiten.

Cyrill Delfosse (rechts) bei einer Besprechung mit einem versierten Bediener des neuen Bearbeitungszentrums.
Cyrill Delfosse (rechts) bei einer Besprechung mit einem versierten Bediener des neuen Bearbeitungszentrums.

 

Infrastrukturen und Anwendung

Im Zuge der Neuausrichtung und der grosszügigen Räumlichkeiten investierte die Delfosse AG Metallbau auch in Infrastrukturen. Neben verschiedenen Hilfsmitteln wie Hallenkränen, E-Fahrzeugen, Rauchabzugsanlagen, Magazinen usw. sind auch diverse fabrikationstechnische Optimierungen vorgenommen worden. So wurde das bestehende Bearbeitungszentrum wohl beibehalten, jedoch um eine neue Anlage vom Type Satellite XTE von Emmegi erweitert. Dieses Bearbeitungszentrum mit fünf CNC-Achsen und einem fahrbaren Portal eignet sich für Bearbeitungen wie Fräsen, Bohren, Gewindeschneiden und Schneiden an klein- und grossdimensionierten Profilstäben aus Aluminium, PVC, Leichtmetalllegierungen und Stahl. Die Schutzumhausung bietet maximale Funktionalität, Zugänglichkeit, Schallschutz und ermöglicht, Helligkeit mit den Anforderungen an Sicherheit und Ergonomie zu verbinden. «Bei uns werden sämtliche herzustellende Fenster, Türen, Dachkonstruktionen und vieles mehr im Logikal erfasst und direkt zur Bearbeitung auf das eine oder andere CNC-Bearbeitungszentrum geschickt», sagt Cyrill Delfosse. «Es gibt sogar Zeiten», so Delfosse weiter, «da sind beide Maschinen den ganzen Tag voll ausgelastet. Ein weiteres Edelstück in unserer neu ausgerichteten Fabrikation ist sicher die neue Laserschneideanlage und auch unser Fräszentrum für die Bearbeitung von Alucobondplatten. Letzteres haben wir dem neusten Stand der Technik entsprechend aufgerüstet. Die Investitionen in die Blechtechnik machen uns weitgehend unabhängig von Zulieferanten, was sich insbesondere positiv auf unsere technischen Möglichkeiten und Lieferfristen auswirkt. Zudem sollte erwähnt werden, dass wir Bearbeitungen von Alucobondplatten auch für Drittunternehmer anbieten.»  ■

Pascal Delfosse, ebenfalls als Geschäftsführer amtend, ist überzeugt, dass die Unternehmung mit dem Neubau und den aufeinander abgestimmten Infrastrukturen gestärkt in die Zukunft geht.
Pascal Delfosse, ebenfalls als Geschäftsführer amtend, ist überzeugt, dass die Unternehmung mit dem Neubau und den aufeinander abgestimmten Infrastrukturen gestärkt in die Zukunft geht.

 

 

Bautafel 

Objekt:

Geschäftsgebäude der Delfosse AG Metallbau, Siggenthal Station

Stahlbau:

Senn Stahlbau AG, Oftringen

Fassade:

Delfosse AG Metallbau, Siggenthal Station

Grundfläche Produktionshallen : 2500 m 2

Grundfläche Büro Eigenbedarf: 600 m 2

Grundfläche Büro vermietet: 600 m 2

Ausstellungsfläche: 400 m 2

Grundfläche Tiefgarage: 2000 m 2

 

Ein Kundenobjekt an der Bahnhofstrasse in Zürich: Hierfür lieferte die Delfosse AG verschiedenste Tür- und Fensterfronten aus dem eigenen thermisch getrennten Profilsystem aus Baubronze.
Ein Kundenobjekt an der Bahnhofstrasse in Zürich: Hierfür lieferte die Delfosse AG verschiedenste Tür- und Fensterfronten aus dem eigenen thermisch getrennten Profilsystem aus Baubronze.

 

Das Fachregelwerk Metallbauerhandwerk – Konstruktionstechnik enthält im Kap. 2.9 wichtige Informationen zum Thema «Kaltfassaden».