Oktober 2020
Oktober 2020
Die Sieger der SwissSkills Championships 2020: Schweizermeister Lars Rotach (Mitte), Vize-Schweizermeister Mattia Porta (li.) und Bronzemedaillengewinner Roman Giuriani.
Die Sieger der SwissSkills Championships 2020: Schweizermeister Lars Rotach (Mitte), Vize-Schweizermeister Mattia Porta (li.) und Bronzemedaillengewinner Roman Giuriani.

SwissSkills Championships 2020

Lars Rotach ist Schweizer Meister der Metallbauer

Lars Rotach aus dem sankt-gallischen Ulisbach gewann die Goldmedaille an den SwissSkills Championships 2020 im Metallbau. Zweiter wurde der Tessiner Mattia Porta aus Malesco, Bronze holte sich Romain Giuriani aus Avusy, Kanton Genf. Die Berufsmeisterschaften der Metallbauer fanden dieses Jahr vom 1. bis 4. September unter besonderen Umständen im AM-Suisse-Bildungszentrum in Aarberg statt.

Text und Bilder: Redaktion

Dieses Jahr war alles anders. Ursprünglich hätten im September 2020 in Bern die nationalen Berufsmeisterschaften SwissSkills mit 65 teilnehmenden Berufsverbänden stattfinden sollen. Doch die Corona-Pandemie machte dem Grossanlass einen Strich durch die Rechnung, die SwissSkills wurden auf 2022 verschoben. Damit die Meisterschaften nicht ganz ausfallen mussten, waren die Verbände aufgerufen, dezentrale kleine Meisterschaften durchzuführen, die SwissSkills Championships 2020. Für den Metallbau fanden diese Ersatzwettkämpfe im AM-Suisse-Bildungszentrum in Aarberg (BZA) statt, ohne Publikum, und die vorgeschriebenen Schutzmassnahmen mussten peinlichst eingehalten werden. Dank der guten Planung, einer detaillierten Abstimmung mit dem Personal und der sehr guten Infrastruktur im BZA gingen die SwissSkills Championships der Metallbauer trotz erschwerten Umständen reibungslos über die Bühne. An den zwei eigentlichen Wettkampftagen am 2. und 3. September zeigten die 15 jungen Metallbauer aus der Deutschschweiz, der Romandie und dem Tessin, was sie während ihrer Metallbau-Lehre gelernt haben. Dabei spielten nicht nur das Fachwissen und handwerkliches Können der Teilnehmer, sondern auch die mentale Stärke eine entscheidende Rolle.

Die 15 Teilnehmer der SwissSkills Championships 2020 im Metallbau.
Die 15 Teilnehmer der SwissSkills Championships 2020 im Metallbau.

Sägen, bohren, schweissen

Am ersten Wettkampftag fanden sich die Kandidaten frühmorgens im BZA ein. Sie studierten vorab den Plan des Werkstücks und erhielten das benötigte Material. Dieses Jahr galt es, einen chinesischen Tempel anzufertigen – als Anspielung auf die nächsten Weltmeisterschaften WorldSkills 2021 in Shanghai, an denen der Sieger der Berufsmeisterschaften teilnehmen wird. Um 10 Uhr ging es dann richtig los: Chefexperte Thomas Zurfluh gab den Startschuss. Hochkonzentriert machten sich die Kandidaten an die Arbeit. Den ganzen Tag wurde gesägt, gebohrt und geschweisst. Präzisionsarbeit war gefragt. Thomas Zurfluh zeigte sich begeistert von der Leistungsbereitschaft der Metallbauer: «Es ist immer wieder eine Freude, die Jungtalente bei der Arbeit zu sehen.» Die Kandidaten wurden von den Experten genauestens beobachtet und sie mussten bereits erste Teile des Werkstücks zur Bewertung abgeben. Trotzdem schien noch kaum Nervosität in der Luft zu liegen. In den Pausen fachsimpelten die jungen Metallbauer untereinander und tauschten sich über die bisherigen Arbeitsschritte aus.

Wettkampf-Impression der SwissSkills Championships 2020 im Metallbau.
Wettkampf-Impression der SwissSkills Championships 2020 im Metallbau.

Unter Zeitdruck

Am zweiten Tag mussten die Wettkampfteilnehmer einen Gang höher schalten. Nach dem Mittag nahm der Tempel langsam Form an, doch es gab noch viel zu tun. Man sah den Kandidaten an, dass der Zeitdruck hoch war. Manch einer schielte auch mal kurz zur Konkurrenz hinüber. Der Konzentration tat dies jedoch keinen Abbruch. Jeder einzelne der jungen Männer fokussierte sich auf sein eigenes Werkstück. Einige von ihnen wurden am zweiten Tag von Familienangehörigen oder dem Lehrmeister angefeuert – zum Schutz aller natürlich immer aus der Distanz. Das gab ihnen einen zusätzlichen Motivationsschub. Auch eine Delegation der Dachorganisation SwissSkills schaute auf dem Gelände vorbei. Am Abend des zweiten Tages war der Wettkampf beendet und die finalen Arbeiten waren bereit für die Bewertung des Expertenteams.

Strenge Kriterien

Ein sechsköpfiges Expertenteam – unter ihnen der Gewinner der SwissSkills 2018, Rémy Mornod – bewertete die vollendeten Arbeiten anhand vordefinierter und messbarer Kriterien. Die Experten beurteilten die Massgenauigkeiten, die Qualität der Schweissnähte, die Verarbeitung der verschiedenen Metalle, die unterschiedlichen Arbeitstechniken, die Ästhetik und die Funktionalität der gefertigten Werkstücke. Sie prüften die jungen Berufsleute auch bezüglich Zeitmanagement und ihres Umgangs mit Stress im Wettkampfmodus.

Feierliche Preisverleihung

Am Freitagabend, 4. September, war es dann so weit: Die Thurgauer Nationalrätin und Metallbauunternehmerin Diana Gutjahr übergab den glücklichen Gewinnern Lars Rotach (Büsser Metallbau AG, Mosnang), Mattia Porta (Officine Ghidoni SA, Riazzino) und Romain Giuriani (CFPC Genève, Petit-Lancy) an einer feierlichen Preisverleihung im Bildungszentrum Aarberg die Medaillen. Belohnt wurden die drei Bestplatzierten mit Bildungsgutscheinen, die sie in ihre künftige Weiterbildung investieren können. Den talentierten Metallbauern stehen viele Tore für eine erfolgreiche berufliche Zukunft offen.

Im Wettkampf: Schweizermeister Lars Rotach.
Im Wettkampf: Schweizermeister Lars Rotach.

 

Im Wettkampf: Vize-Schweizermeister Mattia Porta.
Im Wettkampf: Vize-Schweizermeister Mattia Porta.
Im Wettkampf: Romain Giuriani, 3. Platz.
Im Wettkampf: Romain Giuriani, 3. Platz.

«Letztendlich entscheiden Nuancen über Sieg oder Niederlage»

Interview:

Thomas Zurfluh ist seit 2012 als Experte und 2020 als Chefexperte für die SwissSkills tätig. 2010 gewann er diese selbst und wurde ein Jahr später in London an den WorldSkills Vizeweltmeister. Heute ist er bei Ruch AG in Altdorf als Leiter Bau und Mitglied der Geschäftsleitung tätig. Im Interview erzählt er, wie er die diesjährigen SwissSkills erlebte und was seine Arbeit als Chefexperte beinhaltet.

Thomas Zurfluh
Thomas Zurfluh

Die SwissSkills fan den dieses Jahr in einem anderen Rahmen statt. Wie wirkte sich diese Tatsache in Bezug auf Ihren Job als Chefexperte aus?

Meine Kernaufgabe unterschied sich nicht wesentlich gegenüber anderen Jahren. Ungewohnt war natürlich, dass Kandidaten und Experten ohne Beisein der Öffentlichkeit arbeiteten. Einige Besucher waren wohl da, jedoch wurden diese von den Kandidaten aufgrund der räumlichen Distanz nicht so intensiv wahrgenommen wie in anderen Jahren.

Wie haben Sie den Ablauf und die Umsetzung der SwissSkills für Metallbauer in Aarberg empfunden?

Das Bildungszentrum in Aarberg verfügt über sehr gute, ganzheitliche Infrastrukturen, die wir optimal nutzen konnten. Ob Werkstatteinrichtungen oder Räumlichkeiten für administrative Tätigkeiten, es passte für alle bestens.

Dieses Jahr hatten die Kandidaten einen chinesischen Tempel aus Metall anzufertigen. Aus welchen Komponenten und Materialien besteht so ein Tempel?

Ein solcher Tempel besteht aus verschiedenen Modulen, die dem sehr breiten Arbeitsfeld der Metallbauer gerecht werden. Ein Rahmen aus Stahlrohren bot dafür die Grundlage für den Einbau einer voll funktionstüchtigen, blechbeplankten Stahltür mit einem integrierten Türschliesser, einem Einsteckschloss und einem elektrischen Türöffner. Weiter musste eine Festverglasung aus Aluminium mit Glasfüllung hergestellt und im Grundrahmen eingebaut werden. Zudem galt es, ein spezielles Webelement aus Flachstahl passgenau zu produzieren. Ein Hut, bestehend aus zusammengeschweissten Stahlblechen, rundete die hohe Komplexität dieses Werks ab. So waren doch sehr viele verschiedene Arbeitstechniken und Verfahren gefordert, welche schlussendlich fair geprüft und bewertet werden konnten und somit sicherstellten, dass wirklich der Beste gewann.

Worauf achten die Experten, wenn sie die Kandidaten bewerten?

Grundsätzlich wird erst zum Schluss das fertige Werkstück der Kandidaten bewertet. Während des Wettbewerbs schauen wir auf ein logisches und strukturiertes Vorgehen und auf handwerkliches Geschick. Da dies jedoch kein fixer Bewertungsbestandteil ist, gibt uns das in erster Linie einen Eindruck, ob sich jemand für die WorldSkills eignet oder nicht. Dabei sind die Leidenschaft für den Beruf, die Begeisterung für den Wettkampf, ein hohes Mass an handwerklichem Geschick, aber auch ein stabiles privates und berufliches Umfeld sehr wichtig.

Wie werden die Kandidaten bewertet?

Wir haben ein klar definiertes Raster, nach dem Punkte vergeben werden. Neben klar vorgegebenen Massen wird die technische Richtigkeit wie die Ebenheit, die Parallelität sowie die Rechtwinkligkeit überprüft. Weiter wird aber auch die ganze Verarbeitung, die Funktion der einzelnen Bauteile und der Gesamteindruck überprüft. Wichtig ist dabei, dass alle Kandidaten gleich bewertet werden, damit dann auch wirklich der Beste gewinnt.

Welche Komponenten forderten die Teilnehmer am stärksten?

Letztendlich ist es immer der «innere Schweinehund», der die Kandidaten am meisten fordert. Die Zeit ist ultraknapp bemessen, die Qualitätsvorgaben sehr hoch. Damit die Kandidaten die enormen Qualitätsanforderungen in der sehr knappen Zeit bestmöglich erfüllen können, werden sie mental enorm gefordert. Es ist sehr schwierig, in solchen Situationen einen klaren Kopf zu behalten.

Wo waren bei den Prüfungen und Bewertungen die grössten Abweichungen zum Idealzustand festzustellen?

Bei den Besten entscheiden letztendlich Nuancen über Sieg oder Niederlage. Grundsätzlich ist Perfektion bei diesen Metallbauarbeiten meistens nicht erreichbar. Trotzdem wurden uns auch dieses Jahr viele Werkstücke präsentiert, die dem Gewünschten sehr nahe kamen. Mehreren Kandidaten hatte es dieses Jahr einfach an Zeit gefehlt. Aber an den erledigten Modulen war bei jedem ein hohes Mass an Qualität feststellbar.

Welche Schlüsse und Erkenntnisse nehmen Sie für sich persönlich mit aus den SwissSkills 2020?

Diese jungen und hochmotivierten Berufsleute haben mich begeistert. Alle hatten ihre Komfortzone verlassen und sich den hohen Herausforderung gestellt und diese auch bestens gemeistert. Es hat mir gezeigt, dass auch die Jungen von heute eine Riesenportion handwerkliches Geschick und mentale Stärke mitbringen, sodass auch in Zukunft Metallbau mit Leidenschaft gelebt wird.

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