Juli 2023
Juli 2023
Abo

Künstlicher Himmel mit Gewebewolken

Architektur und Technik

Das Vordach der Neuen Messe Süd in Düsseldorf ist auf der Oberseite mit einer transluzenten Glasfasermembran und auf der Unterseite mit einem transparenten Polyestergewebe bespannt. Diese nicht alltägliche Kombination generiert eine spezielle optische Wirkung, ähnlich einem Wolkenbild.


Login

Danke für Ihr Interesse an unseren Inhalten. Abonnenten der Fachzeitschrift metall finden das Login für den Vollzugriff im Impressum der aktuellen Printausgabe. Das Passwort ändert monatlich.


Jetzt registrieren und lesen. Registrieren Sie sich um einzelne Artikel zu lesen und einfach per Kreditkarte zu bezahlen. (CHF 5,- pro Artikel)
Als registrierter Benutzer haben Sie jederzeit Zugriff auf Ihre gekauften Artikel.

Sollten Sie als interessierte Fachkraft im Metall-, Stahl- und Fassadenbau die Fachzeitschrift metall tatsächlich noch nicht abonniert haben, verlieren Sie keine Zeit und bestellen Sie Ihr persönliches Abonnement gleich hier.

Für das Vordach der Neuen Messe Süd in Düsseldorf plante FormTL eine formschöne und präzise auf unterschiedliche Bedingungen abgestimmte Membranbespannung.
Für das Vordach der Neuen Messe Süd in Düsseldorf plante FormTL eine formschöne und präzise auf unterschiedliche Bedingungen abgestimmte Membranbespannung.

 

Architektur und Technik

Künstlicher Himmel mit Gewebewolken

Das Vordach der Neuen Messe Süd in Düsseldorf ist auf der Oberseite mit einer transluzenten Glasfasermembran und auf der Unterseite mit einem transparenten Polyestergewebe bespannt. Diese nicht alltägliche Kombination generiert eine spezielle optische Wirkung, ähnlich einem Wolkenbild.

Text: FormTL / Bilder: Ansgar M. van Treeck

Die Neue Messe Süd begrüsst ihre Besucher in Düsseldorf unter einem spektakulären Vordach. Die 20 Meter hohe, spitz zulaufende Überdachung ist Teil der neu gestalteten Eingangszone im Süden des Messegeländes nach einem Entwurf von Slapa Oberholz Pszczulny | Sop Architekten. Mit 170 Metern Länge und 93 Metern Breite bietet das polygonale Dach aus transluzentem Glasfasergewebe bereits vor dem eigentlichen Gelände und den Veranstaltungsräumen viel Raum für die Messebesucher.

 

Ein Vordach aus Stahl und Membran

Sop Architekten schufen dafür eine kissenförmige Struktur aus Glasfasergewebe und kreierten einen lebendigen Kunsthimmel, der sein Gesicht tagsüber mit dem Wetter wandelt und bei Dunkelheit von einer spannungsvollen Lichtinszenierung beleuchtet wird. Das Dach steht auf 19 schlanken Betonstützen und besteht aus einer geometrisch strengen Stahlkonstruktion mit 94 gleichmässigen Rauten. Die eigentliche Dachhaut erscheint federleicht. Die Oberseite ist mit einer transluzenten Glasfasermembran bespannt, die ihr mit ihren weissen, rautenförmigen Zellen die Anmutung einer Wolke gibt. Das Polyestergewebe auf der unteren Seite ist transparent und ermöglicht den Durchblick durch die feingliedrige Konstruktion bis hinauf in das wolkenartige Dach. Die Form der beiden Membranflächen wird durch innenliegende Stahlbögen aufgespannt.  

Der Hohlraum zwischen den beiden Membranflächen wird durch innenliegende Stahlbögen generiert.
Der Hohlraum zwischen den beiden Membranflächen wird durch innenliegende Stahlbögen generiert.

 

Machbarkeitsprüfung für die Konstruktion

Die Ingenieure von FormTL waren bereits früh in das Bauprojekt involviert. In Abstimmung mit der Architektur wurde zunächst die Machbarkeit der Rauten untersucht. Für die Festlegung der Konstruktionsweise und die Materialauswahl wurden vorstatische Berechnungen durchgeführt, die dem Stahlbau die nötigen Belastungsdaten zur Verfügung stellten. Geprüft wurde neben der Materialwahl für die beiden Membrangewebe auch die Funktionstüchtigkeit der Konstruktion, zum Beispiel bezüglich der Entwässerung an den Rändern der Rautenfelder.
Nach Ausschreibung und Vergabe an die Membranbau-Experten von Temme // Obermeier wurde FormTL erneut beauftragt: Diesmal war die Aufgabe, die finale Genehmigungs- und Werkstattplanung der Membranen mit Befestigungssystem zu planen. Teil der Aufgabe war, ein funktionales und verschnittarmes Nahtlayout zu entwickeln. Für die Bemusterung wurde ein Mock-up im Massstab 1:1 erstellt, an dem zusammen mit den Architekten die Ausführung der Gewebe abgestimmt werden konnte.  

Das Dach lagert auf 19 schlanken Betonstützen und besteht aus einer geometrisch strengen Stahlkonstruktion mit 94 gleichmässigen Rauten.
Das Dach lagert auf 19 schlanken Betonstützen und besteht aus einer geometrisch strengen Stahlkonstruktion mit 94 gleichmässigen Rauten.

 

Anspruchsvolles Zuschnitts- und Nahtlayout

Die beiden Dachhautgewebe unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihrer Materialität und Transparenz. Die unterschiedlichen Materialien erfüllen lasttechnisch und gestalterisch verschiedene Anforderungen: Die obere Haut dient vor allem als Wetterschutz, das untere Meshgewebe ist transparent und gibt den Blick auf die Konstruktion und die Nahtführung frei. Für die Zuschnittsberechnung ergeben sich je nach Materialität unterschiedliche Kompensationswerte, sodass für beide Membranseiten individuelle Zuschnittslayouts erstellt wurden. Da sich aus dem Entwässerungskonzept auch verschiedene Neigungswinkel für die Rautenkonstruktion ergaben, wurden final 18 verschiedene Zuschnittsgeometrien für die Dachmembranen entwickelt.   ■

 

Bautafel 

Projekt:

Vordach Neue Messe Süd, Düsseldorf (DE)

Bauherr:

Messe Düsseldorf GmbH

Architekt:

slapa oberholz pszczulny / sop architekten, Düsseldorf

Tragwerksplanung:

Schüssler-Plan Ingenieurgesellschaft GmbH, Düsseldorf

Planung Membrandach:

formTL ingenieure für tragwerk und leichtbau gmbh, Radolfzell (DE)

Unternehmer Membranbau:

Temme // Obermeier GmbH, Experts for Membrane Buildings, Rosenheim (DE)

Das Fachregelwerk Metallbauerhandwerk – Konstruktionstechnik enthält im Kap. 1.4.5 wichtige Informationen zum Thema «Ausführung von Stahlbauten».