April 2023
April 2023
Abo

Kreative Bienenhotels aus Metallbauerhand

Projektarbeiten BBZ Zürich

Der Mensch nutzt Grünflächen immer stärker für seine Zwecke. Dadurch gibt es immer weniger Unterschlupfmöglichkeiten für Insekten. Mit 22 Wildbienenhotels aus Metall unterstützt die Baugewerbliche Berufsschule Zürich die für das Ökosystem so wichtigen kleinen gelb-schwarzen Flieger.


Login

Danke für Ihr Interesse an unseren Inhalten. Abonnenten der Fachzeitschrift metall finden das Login für den Vollzugriff im Impressum der aktuellen Printausgabe. Das Passwort ändert monatlich.


Jetzt registrieren und lesen. Registrieren Sie sich um einzelne Artikel zu lesen und einfach per Kreditkarte zu bezahlen. (CHF 5,- pro Artikel)
Als registrierter Benutzer haben Sie jederzeit Zugriff auf Ihre gekauften Artikel.

Sollten Sie als interessierte Fachkraft im Metall-, Stahl- und Fassadenbau die Fachzeitschrift metall tatsächlich noch nicht abonniert haben, verlieren Sie keine Zeit und bestellen Sie Ihr persönliches Abonnement gleich hier.

Drei Siegerprojekte auf einem Bild. Das 1. von links: «Gasthof Pollenreich» von Elvin de Riedmatten, das 2. von links: «Wabenhotel» von Jonas Keller und ganz rechts «Ironworld» von Milad Sharifi.
Drei Siegerprojekte auf einem Bild. Das 1. von links: «Gasthof Pollenreich» von Elvin de Riedmatten, das 2. von links: «Wabenhotel» von Jonas Keller und ganz rechts «Ironworld» von Milad Sharifi.

 

Projektarbeiten BBZ Zürich

Kreative Bienenhotels aus Metallbauerhand

Der Mensch nutzt Grünflächen immer stärker für seine Zwecke. Dadurch gibt es immer weniger Unterschlupfmöglichkeiten für Insekten. Mit 22 Wildbienenhotels aus Metall unterstützt die Baugewerbliche Berufsschule Zürich die für das Ökosystem so wichtigen kleinen gelb-schwarzen Flieger.

Text: Marcel Hegetschweiler / Bilder: Marco Bucher (beide Baugewerbliche Berufsschule Zürich BBZ).

Den Insekten geht es zurzeit nicht sehr gut. Laut einer 2019 veröffentlichten Studie sind in den letzten zehn Jahren an drei untersuchten Standorten in Deutschland fast ein Drittel von 2700 beobachteten Insektenarten verschwunden. In der Schweiz sieht es nicht besser aus: Gemäss Bundesamt für Umwelt sind von den aktuell 1153 im Rahmen der Roten Listen bewerteten Insektenarten beinahe 60 Prozent gefährdet oder potenziell gefährdet.
Da Insekten in mehrerer Hinsicht eine wichtige Rolle für das Ökosystem spielen – etwa als Pflanzenbestäuber oder Beseitiger von toten Organismen – reagiert man vielerorts und stellt sogenannte Insektenhotels auf. Diese sollen den kleinen Kriechern und Fliegern einen Unterschlupf für die kältere Jahreszeit sowie einen Platz zum Brüten bieten. Letzteres taten im vergangenen Jahr auch Metallbaulernende der Baugewerblichen Berufsschule Zürich (BBZ). Im Rahmen einer bereits zum zweiten Mal stattfindenden Projektarbeit produzierten sie für den Verein Naturnetz Kloster Fahr «Wildbienenhotels» in Eigenregie: von der Idee bis zum fertigen Produkt.

 

Sicher vor Wind und Wetter

Ob und wie gut Biene Maja und Co. in den metallenen Hotels zu Nachwuchs kommen werden, wird sich zeigen. Wichtig wird dafür vor allem der anschliessend durch den Verein Naturnetz vorgenommene «Innenausbau» sein – die Befüllung der Metallbauten mit dafür geeigneten Materialien. Die 22 angehenden EFZ-Metallbauerinnen und -Metallbauer der BBZ haben mit ihren Hüllen aber schon mal dafür gesorgt, dass die Bienen sicher vor Wind und Wetter geschützt sind. Im Hotel «Ironworld» von Milad Sharifi (Ernst Schweizer AG) etwa können sie sich sogar über ein kleines Vordach freuen. Sein Werk besteht aus drei aneinandergeschraubten schwarzen Waben aus drei Millimeter dickem, dekapiertem Stahlblech. «Etwas dicker hätte das Objekt schwer gemacht, und dünner wäre nicht stark genug für einen Regenschutz gewesen», erklärt Sharifi. Seine Idee: ein Objekt zu konstruieren, das wie ein Bienenstock aussieht sowie einfach zusammengebaut und montiert werden kann. Mit seinem «schlichten, kostengünstigen und genialen Design» – so Klassenlehrer Marco Bucher – hat er die maximale Punktezahl erreicht und zusammen mit zwei weiteren Lernenden den Bienenhotel-Wettbewerb gewonnen. 

Projekt «Wabenblech» (Stahlbauer). Komplett verschweisste Blechkonstruktion.
Projekt «Wabenblech» (Stahlbauer). Komplett verschweisste Blechkonstruktion.

 

 

Das Projekt «Bienenhotel» führt über mehrere Etagen. Es ist ausschliesslich aus Abkantblech hergestellt.
Das Projekt «Bienenhotel» führt über mehrere Etagen. Es ist ausschliesslich aus Abkantblech hergestellt.

 

Leicht und kompakt

Mit ihren Objekten haben es auch Elvin de Riedmatten von der Baur Metallbau AG und Jonas Keller von der Schlosserei Preisig auf den ersten Platz geschafft. «Sehr gut gelungen ist mir, dass es ein leichtes und kompaktes Wildbienenhotel geworden ist und dass man die drei Waben in sich selbst stapeln kann», sagt Keller zu seinem Hotel. Einzig dass eine Biene, die er mit dem CNC-Plasmaschneider ausgeschnitten habe, ein wenig grösser als die anderen geworden sei, störe ihn an seinem Werk.
Haben die Wildbienenhotelbauer denn auch in ihrem beruflichen Alltag ab und zu die Möglichkeit, ein Projekt vom Anfang bis zum Schluss selbst auszuführen und dabei das vom Bildungsplan geforderte «eigenverantwortliche Handeln» zu trainieren? «Ja, das habe ich mehrere Male erlebt», sagt Milad Sharifi. «Mein Lehrmeister war zum Beispiel mal in den Ferien. Da bekam ich den Auftrag, drei verbogenen Alu-Deckel zu demontieren, in die Werkstatt zu bringen, auseinanderzunehmen, wieder auf die Baustelle zu fahren und diese zu ersetzen. Da musste ich alles selber organisieren.»  

Verschiedene Ideen, unterschiedliche technische Lösungen. Blech als schützendes Element kam fast überall zur Anwendung.
Verschiedene Ideen, unterschiedliche technische Lösungen. Blech als schützendes Element kam fast überall zur Anwendung.

 

Wichtige Oha-Momente

Auch der angehende Schmied Julian Rio (Urs Teuscher Schmiede Kunstschmied Metallbau) konnte in seinem Berufsalltag bereits kleinere und grössere Aufträge von der Planung bis zur Montage selber ausführen. Sein Wildbienenhotel «Rosenbogen» hat es zwar nicht unter die prämierten Objekte geschafft, dafür wurde es bereits von einem Interessenten gekauft. Wie beurteilt er Sinn und Zweck solcher Projektarbeiten für seine Ausbildung? «Dieses Projekt sollte im dritten Lehrjahr stattfinden als Vorbereitung und ‹Oha-Moment› für die praktische Abschlussprüfung», sagt Rio. Denn mit der jetzigen Semesterplanung könne die Projektarbeit mit der Vertiefungsarbeit im Fach Allgemeinbildung zusammentreffen, was «Komplikationen» hervorrufen könnte, wenn das Projekt in der Freizeit hergestellt werden müsse. Laut dem eidg. dipl. Metallbaumeister und Berufsschullehrer Marco Bucher mussten denn auch einige Hotelbauer für die Umsetzung ihrer Ideen teilweise am Feierabend oder am Samstag arbeiten. Für Julian Rio sicherlich ein wichtiges Learning. Zwar hat er all seine Ideen umsetzen können. «Durch den Zeitdruck am Schluss musste ich aber ein wenig das Design ändern, um es rechtzeitig fertigzustellen», so Rio. 

In der Bildmitte: Marco Sacchi vom Verein Naturnetz anlässlich der Prämierung und Rangverkündigung.
In der Bildmitte: Marco Sacchi vom Verein Naturnetz anlässlich der Prämierung und Rangverkündigung.

 

Kein fröhliches Basteln

Auch aus der Klasse von Stefan Kyburz, Berufsschullehrer Fachunterricht Metallbau, haben einige Lernende am Wildbienenhotelwettbewerb teilgenommen. Ist es überhaupt nötig, dass sich angehende Metallbauerinnen und Metallbauer in der Ausbildung mit der Entwicklung von eigenen Ideen auseinandersetzen? «Die Arbeit in der Produktion und der Montage ist sicher kein ‹fröhliches Basteln›», antwortet Kyburz. Dort gelte es, das Geplante umzusetzen. Nur sei halt manchmal die Planung nicht vollständig und klar, die Situation auf dem Bau anders als erwartet oder es stelle sich sonst ein Problem. Dann wird laut Kyburz von einer Metallbauerin EFZ, einem Metallbauer EFZ erwartet, dass sie oder er tragfähige und fachlich korrekte Lösungen entwickeln könne. «Es gilt wie überall im Arbeitsleben: Man geht nicht mit einem Problem zum Chef, sondern mit einer Lösung!» Ein weiterer Lernwert solcher selbständiger Projektarbeiten von A bis Z liegt laut Marco Bucher darin, dass die Lernenden dabei eine wichtige «Schnittstelle» im Metallbaubetrieb kennen lernen.

 

«Man geht nicht mit einem Problem zum Chef, sondern mit einer Lösung.»

 

Nadine Kunz, angehende Metallbauerin, mit ihrem Projekt «Mrs. Bee».
Nadine Kunz, angehende Metallbauerin, mit ihrem Projekt «Mrs. Bee».

 

 

Verständnis für «die da oben»

Wie überall in den Bauberufen ist auch im Metallbau der Kosten- und Termindruck sehr hoch.
«Daher müssen die Projekte möglichst effizient abgewickelt werden, um am Markt bestehen zu können», erklärt Bucher. Daher seien auch die Schnittstellen im Metallbaubetrieb von besonderer Bedeutung. Eine wichtige Schnittstelle ist gemäss Bucher diejenige zwischen dem technischen Büro und der Werkstatt, zwischen Planung und Produktion. Diesbezüglich brauche es beidseitig Verständnis und Wissen, damit diese Schnittstelle reibungslos und wirtschaftlich funktioniere. «In diesem Kontext wurde bei der Projektarbeit sichtbar, welche Herausforderung es ist, so ein Projekt von A bis Z durchzuführen, insbesondere in der Planung», so Bucher.
Dies bestätigt auch Kyburz. Mit dem Projekt «Wildbienenhotels» würden die Lernenden vor neue Herausforderungen gestellt. Einen Objektentwurf hätten viele noch nie gemacht, auch das Konstruieren sei schwierig, denn das mache ja normalerweise der Konstrukteur oben im Büro. Daraus entstünden aber schlussendlich lehrreiche Erfahrungen. «Und vielleicht tragen diese dann ja auch zu einem verbesserten Verständnis für die vorgelagerte Stelle, für ‹die da oben›, bei.»  ■

Geschmiedet, gebogen, genietet: das Projekt «Rosenbogen».
Geschmiedet, gebogen, genietet: das Projekt «Rosenbogen».