April 2022
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Komfortabel, kompatibel und kombinierbar

Tore und Antriebe

Ein fernbedienbarer Antrieb gilt heute auch bei privat genutzten Garagen- und Hoftoren als Standard. Antrieb und Tor müssen im Regelfall in Kombination verbaut werden. Welche Ausnahmen es gibt und was bei der Wartung zu beachten ist, erläutert der Autor.


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Breiter, schöner, komfortabler: Moderne Garagentore sind längst Teil der Architektur. Der Antrieb ist heute Standard, oft ist er eingebunden in Smart-Home-Konzepte.
Breiter, schöner, komfortabler: Moderne Garagentore sind längst Teil der Architektur. Der Antrieb ist heute Standard, oft ist er eingebunden in Smart-Home-Konzepte.

Tore und Antriebe

Komfortabel, kompatibel und kombinierbar

Ein fernbedienbarer Antrieb gilt heute auch bei privat genutzten Garagen- und Hoftoren als Standard. Antrieb und Tor müssen im Regelfall in Kombination verbaut werden. Welche Ausnahmen es gibt und was bei der Wartung zu beachten ist, erläutert der Autor.

Autor: Jan Birkenfeld, Braunschweig

Beim Einbau eines neuen Tors gehört der Antrieb fast immer dazu. Die führenden Torhersteller bieten passende, abgestimmte Pakete an, bei denen sich der installierende Handwerksbetrieb keine weiteren Gedanken machen muss, ob die Zulassung gegeben ist oder ob Antrieb und Tor kompatibel sind: Wer ein System wählt, ist auf der sicheren Seite, was die rechtlichen und normativen Aspekte betrifft: Neben der Leistungserklärung nach der Bauproduktenverordnung (BauPVO) gilt die Konformitätserklärung nach Maschinenrichtlinie (MRL) für Tor und Antrieb, zusammengefasst in jeweils einem Dokument. Klaus-W. Hein, Sachverständiger im Metallbauerhandwerk, konkretisiert: «In diesem Fall ist das kraftbetätigte Tor als solches CE-gekennzeichnet, womit die Einhaltung der Anforderungen sowohl aus der Bauproduktenverordnung wie auch der Maschinenrichtlinie bestätigt wird.»
Thomas Nikolai, Verkaufsmanager Industrieantriebe beim Antriebe-Hersteller MFZ/Marantec, sieht in der Kombi weitere Vorteile für den Metallbaubetrieb: «Die Logistik mit einem Lieferanten ist einfacher, die Zusammenführung von Tor und Antrieb entfällt.» Bei getrennter Bestellung gibt es dagegen zwei Hersteller-Erklärungen, aus denen der Fachbetrieb die Gesamtkonformität zusammenstellen muss.


Achten Sie auf die Freigabe

Aufwendiger wird es, wenn vom Kombi-Paket abgewichen wird. Erhält ein altes, funktionsfähiges Tor nachträglich einen Antrieb, dürfen auch dann nur Antriebe eingesetzt werden, die vom Hersteller für das entsprechende Tor freigegeben sind. Das muss der Metallbauer beim Hersteller (anhand der Torunterlagen) anfragen. Sven Siats, Tor-Experte von Teckentrup, warnt: «Steht der Antrieb nicht auf der Herstellerliste, erlischt die CE-Kennzeichnung des Tors. Dann darf es nicht mehr betrieben werden – und für Personen- und Sachschäden haftet der Montagebetrieb.»
Für das Marktfeld «Nachrüstung» werden Antriebe auch ohne Tor angeboten. «Händler oder Metallbaubetriebe, die diese Geräte einzeln im Programm führen, erhalten selbstverständlich alle notwendigen Unterlagen dazu, um auch beim Endkunden die Formulare hinterlegen zu können, die für den Betrieb vorgeschrieben sind», erklärt Antriebsexperte Nikolai. Diesen Service nutzen auch Kunden, die nur mit einem einzigen Antriebshersteller arbeiten wollen, aber gegebenenfalls mehrere Tortypen vertreiben. «Ein Vorteil ist dabei, dass die Montage-Crew auch nur auf ein Antriebssystem geschult werden muss. Zudem bleibt die Vorratshaltung überschaubarer – weniger Artikel heisst weniger Lagerplatz.»
  

Moderne Torantriebe passen sich selbst dem Tor an. Dafür sorgt eine Kraftkurve, die den Torlauf über einen automatisierten Lernvorgang optimiert. Dieses Modell (base+ von Sommer) nutzt einen verschleiss- und wartungsarmen Motor, der an der Laufschiene mitläuft.
Moderne Torantriebe passen sich selbst dem Tor an. Dafür sorgt eine Kraftkurve, die den Torlauf über einen automatisierten Lernvorgang optimiert. Dieses Modell (base+ von Sommer) nutzt einen verschleiss- und wartungsarmen Motor, der an der Laufschiene mitläuft.

Beachten Sie die Maschinenrichtlinie

Zu beachten ist, dass erst durch die Nachrüstung die MRL gilt. Für den Montagebetrieb heisst das: Nach dem Einbau gibt er eine Konformitätserklärung ab und steht damit auch in der Haftung. «Der Fachbetrieb sollte seine Arbeiten stets sauber dokumentieren. Sofern noch nicht vorhanden, ist eine neue CE-Kennzeichnung zu erstellen», rät Klaus-W. Hein und ergänzt: «Nicht nur die Nachrüstung, auch der Austausch eines Antriebs kann schon ein neues Konformitätsverfahren erforderlich machen, nämlich immer dann, wenn damit eine wesentliche Veränderung verbunden ist.» Das ist der Fall, wenn mit dem Ersatzantrieb weitere Funktionen hinzukommen.

 

«Kurioserweise ist die Lage anders, wenn eine Privatperson den Antrieb einbaut.»  


Kurioserweise ist die Lage anders, wenn eine Privatperson den Antrieb einbaut. Antriebe, die direkt an den Endkunden gelangen (zum Beispiel über den Baumarkt), gelten für sich als Maschine und müssen entsprechend separat CE-gekennzeichnet sein. «Für den Betrieb ist dann der Eigentümer selbst verantwortlich», stellt der Experte fest.

Setzen Sie auf Sachkunde

Die nachträgliche Antriebsmontage erfordert generell sachkundiges Personal. Die Weiterbildung qualifiziert die Teilnehmer, die vorgeschriebene Gefahrenanalyse des (alten) Tors vorzunehmen. Passt die Federspannung noch? Sind Tragseile und weitere mechanische Bauteile noch in gutem Zustand? Ohne eine solche Bewertung darf die Arbeit nicht ausgeführt werden. Der positive Nebeneffekt: Das Tor gewinnt Sicherheit. Die europäischen Normen (insbesondere SNEN 12604/SNEN 12453 und SIA 343.112) haben zu einem hohen Sicherheitslevel geführt. Mit der Nachrüstung beziehungsweise der vorherigen fachlichen Analyse werden mögliche Gefahrenquellen entdeckt – und mit der Montage auch abgestellt. Das gilt dann auch für die Inbetriebnahme, zu der eine Funktionsprüfung gehört. «Messen Sie beispielsweise unbedingt mit einer Messkeule die Schliesskräfte am Tor und dokumentieren Sie das Ergebnis», rät Fachmann Nikolai. 

Torantriebe lassen sich in Smart-Home-Konzepte (wie «homee») integrieren.
Torantriebe lassen sich in Smart-Home-Konzepte (wie «homee») integrieren.

Übergeben Sie vollständige Unterlagen

Ist das Tor beziehungsweise der Antrieb betriebsbereit, erhält die Bauherrenschaft nicht nur Fernbedienung und/oder Schlüssel für den Antrieb. Zu übergeben sind Leistungserklärung, EG-Konformitätserklärung, Montage-, Wartungs- und Betriebsanleitung, das Prüfbuch sowie das Inbetriebnahmeprotokoll. Im Idealfall kommt ein Wartungsvertrag hinzu.

Fazit: Finden Sie auch Lösungen für ungewöhnliche Fälle

Wenn es nicht möglich ist, eine vom Torhersteller definierte Tor-Antriebs-Kombination einzusetzen (zum Beispiel in der Sanierung), gibt es passende Einzelantriebe. Dabei gilt es, als Sachkundiger das passende Modell auszuwählen und fachgerecht zu installieren.

Von Taster bis Smart-Home

Digitalisierung hat auch die Antriebstechnologie weiterentwickelt. Wo früher ein Tor per Taster oder Schlüsselsteuerung geöffnet und geschlossen wurde und später eine Funkfernsteuerung hinzukam, ist heute die App-gestützte Steuerung Stand der Technik – mit anbieterunabhängigen Smart-Home-Lösungen. Digitale Lösungen bieten zahlreiche Zusatzfunktionen. Viele Nutzer schätzen die Fernabfrage, mit der sie prüfen können, ob das Tor geschlossen ist. Ebenso kann so Dritten auch aus der Entfernung Zugang zur Garage gewährt werden, zum Beispiel Paketdiensten. Dass auch mehrere Tore (zum Beispiel Hofzufahrt und Garagentor) über dieselbe Anwendung gesteuert werden, versteht sich von selbst.
Zubehör bietet zusätzliche Funktionen: Eine Kamera zeigt, wer tatsächlich vor der Garage steht, über Sensoren lassen sich Temperatur und Luftqualität in der Garage überwachen. Ein Feuchtewächter ist in schneereichen Regionen besonders sinnvoll, wenn Schneematsch in den Raum gelangen kann und dann zu hoher Luftfeuchtigkeit führt. Der Sensor steuert dann das Tor und kippt die oberste Lamelle an, um so für den notwendigen Luftwechsel zu sorgen. Mit «smarter Steuerung» per App ist auch die Zeit des Handsenders vorbei. Auch die Steuerung von Licht vor und in der Garage lässt sich mit smarten Steuerungen erweitern und vereinfachen.

Smarte Erweiterungskomponenten für Antriebe

Standardfunktionen:
- Öffnen/Schliessen via Smartphone,
- standortunabhängige Statusabfrage,
- Lüfterautomatik (bei zu hoher Feuchtigkeit/Temperatur),
- zeitgesteuertes Schliessen.
Sicherheitsfunktionen:
- überwachte Fernöffnung (durch Videoüberwachung/Livestream),
- Personen-, Tier- und Fahrzeugerkennung,
- Alarm.
Lichtfunktionen:
- Ambiente- oder Akzentbeleuchtung,
- Statusleuchte Tor,
- Bewegungssensor (automatisch Licht beim Nähern an die Garage – Licht vor der Garage),
- Zeitsteuerung,
- Dimmfunktion.

Warten Sie auch bei privaten Toren

Industrietore müssen nach SN EN 12635 regelmässig gewartet werden, mindestens einmal jährlich. Für hochfrequentierte Tore (zum Beispiel in Tiefgaragen) empfehlen die Hersteller einen halbjährlichen Turnus. Für die Wartung gibt es Checklisten, die bei einigen Herstellern beispielsweise gleich im Prüfbuch integriert sein können.
Oft wird übersehen, dass auch private Tore zu warten sind. Gehört es zu einem Gebäude auf einer nicht frei zugänglichen Fläche, also beispielsweise zu einer Garage in einem abgezäunten Grundstück, ist es Sache des Eigentümers, auf die störungsfreie Funktion zu achten. Bei Hoftoren und Garagen, die frei von öffentlichen Fläche zugänglich sind, sollten die Eigentümer zumindest darauf hingewiesen werden, dass ein Risiko auch für andere Personen besteht – erst recht in Zeiten, in denen die Garage zum Ablageort für Pakete geworden ist. Halten sich die Privatbesitzer nicht an die Wartungsvorgaben, erlischt im Zweifel die Gewährleistung, was sich auf die Haftung im Schadensfall auswirken kann. Es ist ratsam, private Auftraggeber über diese Lage aufzuklären. Im Idealfall führt dies zu einem langfristigen Wartungsvertrag. ■

 

Das Fachregelwerk Metallbauerhandwerk – Konstruktionstechnik enthält im Kap. 2.23  wichtige Informationen zum Thema «Drehflügeltore».