Hochtransparente Metallbau-Elemente über dem Genfersee
Metall und Glas
Am Südhang von Pully bei Lausanne, direkt über dem Genfersee, ist eine grosszügige Villa entstanden. Die beeindruckende Architektur wird geprägt von hellem Beton, Glas, einer harmonischen Gartenanlage, hochtransparenten Glasgeländern und einer unverwechselbaren viergeschossigen Innentreppe.
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Metall und Glas
Hochtransparente Metallbau-Elemente über dem Genfersee
Am Südhang von Pully bei Lausanne, direkt über dem Genfersee, ist eine grosszügige Villa entstanden. Die beeindruckende Architektur wird geprägt von hellem Beton, Glas, einer harmonischen Gartenanlage, hochtransparenten Glasgeländern und einer unverwechselbaren viergeschossigen Innentreppe.
Obwohl sie eine riesige Grundfläche einnimmt und verschiedene abgestufte Wohntrakte aufweist, schmiegt sind die neu erstellte Villa am Südhang von Pully bei Lausanne diskret in ihre Umgebung ein. Nur wenige Meter und eine parallel zum See führende Strasse trennen das Gebäude vom Genfersee, einem grossen, rundum attraktiven Gewässer. Der Blick von oben legt es offen: Hier haben CP3 Architctes SA, Martigny eine moderne Architektur mit auserlesenen Materialien, grosszügigen Räumlichkeiten, tollen Gartengestaltungen zu einer beeindruckenden Lebensoase zusammengefügt.
Die Ausfahrt der Tiefgarage mündet direkt in die Erschliessungsstrasse nach Lausanne. Darüber stapeln sich die drei Wohn- und Arbeitstrakte. Während der eine für Personal und der andere für Gäste zur Verfügung steht, befindet sich ganz oben der viergeschossige Wohnkubus der Bauherrschaft.
In optischer Hinsicht auffallend ist das edle und ruhige Erscheinungsbild der Fassaden. Die je nach Sonneneinstrahlung weiss oder sandfarben erscheinenden, die horizontal zeichnenden Brüstungsverkleidungen bestehen aus vorgehängten Gussbetonplatten. Direkt über den Brüstungen verlaufen rund 450 m hochtransparente Glasgeländer aus Extraweiss-Glas. Alle Geschosse und auch weitere Erschliessungsteile sind mit grosszügigen, verglasten Tür- und Fensterelementen bestückt. Zur Erschliessung des Wohntrakts dient eine über vier Geschosse führende Holmtreppe aus Stahl, Holz und hochtransparenten Ganzglasgeländern. Für die Planung, Herstellung und Montage der Treppe sowie der rund 450 m Glasgeländer wurde die Firma Stadlin SA, Tolochenaz, beauftragt.
Holmtreppe mit Glasgeländern über vier Geschosse
Leicht und verspielt wirkt die im Grundriss U-förmige, über vier Geschosse verlaufende Holmtreppe mit ihren schwebend wirkenden Holzstufen und dem Glasgeländer. Die verglaste Aussenfassade versorgt das Treppenhaus mit Tageslicht. Am Abend wird dieser viergeschossige Raum von den kugelförmigen Leuchtkörpern in Szene gesetzt. Jede der vier U-förmigen Treppen misst im Grundriss ca. 5,5 m x 1,8 m und windet sich über 19 Stufen und zwei Eckpodeste zum nächsten Geschoss.
Für die tragenden Holme kamen RHS 200 x 120 x 12,5 mm zur Anwendung. Die langen Hauptholme sind geschweisst und dilatierend zwischen die Betonscheiben gespannt. Die um 90° weiterführenden Holme sind als gesteckte Schraubkonstruktion daran angebracht und an den Betonstirnen der beiden zu erschliessenden Ebenen befestigt.
Zur Lagerung der auskragenden Holzstufen dienen winkelförmige, konisch verlaufende Stahlbleche (8 mm) mit Radien. Diese sind auf der Oberseite der Holmrohre angeschweisst. Die Holzstufen selber sind auf der Unterseite mit einem gekanteten Stahlblech belegt. Die beiden aufgekanteten Blechenden auf der Aussenseite der Stufe greifen in das Holz ein und dienen für die statische Befestigung der Glaspunkthalter. Auf der Treppen-Innenseite gewähren hochtransparente Ganzglasgeländer aus VSG 12 / 1,52 / 12 aus Extraweiss-Glas mit PVB-Folie die sichere Begehung und eine entsprechende Weitsicht. Für die Befestigung kamen Edelstahl-Punkthalter zur Anwendung.
«Diese – offensichtlich bestens gelungene – Treppe stellte verschiedenste, nicht alltägliche Anforderungen an unser Team», erklärt Xavier Stadlin, Administrateur der Stadlin SA beim Baurundgang: «Die Tatsache, dass die Treppe nicht an der Glas-Metall-Fassade befestigt oder stabilisiert werden durfte, verschärfte bei einseitiger Belastung die Torsionsgefahr am langen Holmprofil, was zu Absenkungen und schlussendlich zu Kollisionen bei den Eckausbildungen der Gläser hätte führen können. Mit entsprechenden nicht sichtbaren Aussteifungen konnten wir dieses Phänomen jedoch gut verhindern. Da die Geländer- und Brüstungsgläser einerseits am steifen Baukörper und andererseits an der leicht schwingenden Stahlkonstruktion befestigt sind, war eine sehr hohe Präzision bei der Herstellung sowie bei der Montage gefordert.»
Die Anlieferung der Teilelemente erfolgte mit einem funkgesteuerten Raupenfahrzeug durch die Tiefgarage und wurde im Treppenraum hochgezogen. Die Montage selbst erfolgte geschossweise von oben nach unten.
Glasgeländer für Sicherheit und Schallschutz
Die Stadlin SA hat auf verschiedenen Ebenen und in allen vier Himmelsrichtungen insgesamt rund 450 m Aussen-Glasgeländer geliefert und montiert. Alle Gläser folgen einem Raster von über 3 m Breite und korrespondieren mit den Betonfugen. Die nahezu 250 kg schweren Gläser stellten auch entsprechende Anforderungen an Hebemittel und Logistik. Insbesondere darum, weil während der Montagephase kaum nutzbare Flächen für Zwischenlagerungen zur Verfügung standen. Neben dem sicherheitstechnischen Aspekt sollen die Glasgeländer mit ihren Verbundsicherheitsgläsern auch vor Strassenlärm und anderen Schallquellen schützen.
Brüstungselemente und Teilbereiche der Fassaden bestehen – wie bereits erwähnt – aus hellen Gussbetonplatten, deren Oberkante mit einem durchlaufenden Aluminium-Blechprofil von 30 mm Höhe geschützt ist. Rund 500 m des erwähnten Beton-Abdeckprofils waren zum Schutz aller sonst freiliegenden Betonkanten notwendig.
Direkt hinter diesen Profilen und somit von aussen nicht erkennbar befindet sich das Glasschuhprofil Typ Swisssrailing light mit seinen Blechverkleidungen. Für die Abstellung, Befestigung und Abdichtung des Glasschuhprofils kamen situationsbezogen verschiedene Lösungen zur Anwendung. Jedoch folgen alle demselben Prinzip: eine stabile Unterkonstruktion aus Stahlblechen auf die Betonbrüstung verankert, die Dichtfolie unter dem Glasschuhprofil durchgeführt und an die höher stehenden Gussbetonplatten angeschlossen. Die kontrollierte Wasserabführung erfolgt von innen nach aussen. Das Wasser wird hinter den Gussbetonplatten nach unten geführt.
«Zu den grösseren Herausforderungen, die es bei diesen Aussengeländern zu meistern galt, gehörte unbestritten das Ausgleichen der Verwerfungen am Gussbeton. Schliesslich mussten die Fugenbilder innen- und aussenseitig parallel zu den Aluminium-Abdeckblechen und möglichst toleranzfrei in Erscheinung treten», erklärt Xavier Stadlin.
Pergola über dem Attikageschoss
Die längsseitig verlaufende Metallkonstruktion von rund 15 m Länge und 2,0 m Tiefe schützt das Attikageschoss vor direkter Sonneneinstrahlung bei mittlerem und hohem Sonnenstand. Als auskragende Konstruktion besteht sie aus sechs Kragarmen aus RHS 200 x 100 x 15 und ist mit Fussplatten auf die Betondecke befestigt.
Die sichtbaren Längsprofile bestehen aus je zwei gestapelten Aluminiumrohren und U-förmig abgekanteten Aluminium-Zwischenblechen. Im Inneren befindet sich das Entwässerungssystem, das eingedrungenes Wasser kontrolliert nach aussen ableitet. ■
Bautafel
Objekt:
Privat-Residenz, Pully (Lausanne)
Bauherrschaft:
Privat
Architekt:
CP3 Architcte SA, Martigny
Metallbauer:
Stadlin SA, Tolochenaz