Glasbruch an der Fassade
EXPERTISE / EXPERTENKAMMER DES METALTEC SUISSE
Nach dem Absturz von drei Fassadengläsern an einer hinterlüfteten Glasfassade im Mittelland hat der Metaltec Suisse den Auftrag erhalten, eine Expertise über die Ursachen, über allfällige technische Fehler an der Konstruktion sowie über eventuelle Normenabweichungen zu erstellen.
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Die Fassadenkonstruktionen wurden Ende 2006 montiert. Nach über zehn Jahren, in denen die Fassade in Gebrauch stand, fielen drei Glaselemente auf der Südseite herunter. Die erste Scheibe am 29. August 2017, um 11.45 Uhr, die zweite und die dritte Scheibe fielen am selben Tag um 14.54 Uhr herunter. Um den Personenschutz sicherzustellen, wurden die betreffenden gefährdeten Zonen noch am selben Tag gesperrt.
Meteorologische Situation
Um mögliche Einflüsse der sommerhaften Temperaturen mit einbeziehen zu können, wurden die Temperaturen der vier Tage vor dem Glasbruch sowie die Temperatur am Unfalltag genau erfasst und tabellarisch festgehalten.
Tag Datum Temperatur
Freitag 25.08.2017 28 °C
Samstag 26.08.2017 30 °C
Sonntag 27.08.2017 26 °C
Montag 28.08.2017 30 °C
Dienstag 29.08.2017 31 °C Unfalltag
Mittwoch 30.08.2017 31 °C
Feststellungen durch den Experten
Die vertikalen Befestigungs-Winkelprofile, die mit den Verglasungen SG (Structural Glazing) verklebt wurden, sind beim Eintreffen der Feuerwehr noch in den Verankerungen geblieben. Somit konnte belegt werden, dass die Verglasungen und nicht die Verklebungen versagt haben.
Die Verglasungen wurden beim eingesetzten Standort in der Fassade zerstört und nicht etwa durch den Aufprall am Boden. Die Konstruktion wurde einseitig mit einem Fixpunkt und anderseitig mit einem Gleitlager aus Kunststoff ausgebildet.
SG-Verklebungen
Die Verglasungen wurden nicht vierseitig umlaufend, sondern nur zweiseitig vertikal verklebt. So besteht bei einem Glasbruch die Möglichkeit, dass Teile der Verglasungen herunterfallen können.
Krafteinleitung aus den Verglasungen
Bei SG-Verglasungen ist es vorgeschrieben, dass die vertikalen Lasten, welche aus den Verglasungen resultieren, über die unteren Glasauflager abgetragen werden. Die bestehende Konstruktion verfügt über zwei Glasauflager pro Verglasung, welche die vertikalen Lasten der Verglasungen über selbstklebende Glasvorlegebänder in die Unterkonstruktion einleiten. Der Klebstoff der Glasvorlegebänder für die Glasaufleger hat sich über die Nutzungsdauer gelöst, somit konnten sie sich verschieben oder sie sind abgefallen.
Glasbeschädigungen
Bei einem Teil der stichprobeartig untersuchten Verglasungen stellte der Experte muschelartige Glasverletzungen fest. Das Glasbruchrisiko wird bei Verglasungen aus Einscheiben-Sicherheits-Glas (ESG) durch die muschelartige Verletzung der Glasrandkanten, infolge Beeinträchtigung im Druckzonenbereich, vergrössert.
Emaillierung
Durch die Emailbeschichtung auf der Verglasungs-Rückseite wurde ein freies Zersplittern verhindert und die Scheiben fielen in grösseren Stücken herunter bis sie am Boden zerbrachen. Weiter wird durch die Emaillierung der Verglasung die Biegefestigkeit des Glases verringert, sodass für derartige Scheiben eine niedrige Biegezugspannung zulässig ist. Je nach Farbgebung können emaillierte Gläser aber auch in thermischer Hinsicht problematisch werden. So können aufgrund einer lokalen Aufheizung der Scheiben durch Sonneneinstrahlung und der damit verbundenen Temperaturdehnung erhebliche Zwangsbeanspruchungen entstehen, die zu einem thermisch induzierten Versagen der Scheibe führen können.