April 2021
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Glas und Stahl für den bekannten Stern

Tor- und Fassadenbau

Ein filigranes Erscheinungsbild trotz hohen statischen Anforderungen und die Integration von breiten und schweren Schiebetoren bildeten die zentralen technischen Anforderungen, die es bei der Glasfassade des Neubaus des PW Center in Pratteln zu erfüllen galt. Bei Vertikalprofilen von 11 m Höhe und Achsabständen von 3,80 m erwies sich die Statik als besondere Herausforderung.


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Grosse Glasfelder und filigrane Profile prägen die Fassade des neu erstellten Mercedes-Verkaufsraums Kestenholz.
Grosse Glasfelder und filigrane Profile prägen die Fassade des neu erstellten Mercedes-Verkaufsraums Kestenholz.

Tor- und Fassadenbau

Glas und Stahl für den bekannten Stern

Ein filigranes Erscheinungsbild trotz hohen statischen Anforderungen und die Integration von breiten und schweren Schiebetoren bildeten die zentralen technischen Anforderungen, die es bei der Glasfassade des Neubaus des PW Center in Pratteln zu erfüllen galt. Bei Vertikalprofilen von 11 m Höhe und Achsabständen von 3,80 m erwies sich die Statik als besondere Herausforderung.

Text: Gabriele Christ, Bilder: zVg

Es war ein grosser Anlass, als der Neubau der Kestenholz Automobil AG in Pratteln eingeweiht wurde. Die Besucher strahlten mit den polierten Fahrzeugen und der Glasfassade um die Wette, der Champagner floss und das Gebäude präsentierte sich erstmals in bestem Licht.
Einfach, klar, transparent: Das Verkaufsgebäude lebt in optischer Hinsicht von seinen präzisen Linien und dem filigranen Erscheinungsbild. Welche Herausforderung die Projektierung war, erklärt Theodor Thürkauf vom Planungsbüro Thürkauf & Partner: «Auftraggeber Kestenholz wünschte ein Gebäude, das nicht nur schön, sondern auch funktional und somit für das Alltagsgeschäft geeignet ist und den Corporate-Design-Richtlinien von Mercedes folgt. Zudem sollte es eine unverkennbare Individualität aufweisen, Transparent wirken und den Blickkontakt mit dem Umfeld gewährleisten.» Darum plante man grosse Glasfronten, durch die man ins Grüne blicken und sich wie draussen fühlen kann. Von aussen spiegeln sich die Bäume der Umgebung im Glas. Die Verbindungsstrasse Muttenz–Pratteln macht einen Bogen um das Areal, Vorbeifahrende zeigen sich von der markanten Hülle beeindruckt.

Geschweisste T-Profile

Aufgrund der Aufgabenstellung mussten neue, statisch tragende Profile entwickelt werden. Die üblichen Vierkantrohre wären zu massiv gewesen und IPE-Profile waren optisch nicht ausreichend schlank, weil der innere Flansch zu stark dominiert hätte. Die Wahl fiel somit auf durchgehend geschweisste T-Profile, die mit dem gegen aussen gerichteten Flansch und dem inneren Steg genug Steifigkeit erreichen, jedoch auf der Raumseite nur filigran zeichnen.
Da diese Profile im Handel nicht erhältlich sind, mussten sie aus jeweils zwei Stahlblechen zu T-Profilen zusammengeschweisst werden, was sich für die ausführende Firma als Herausforderung erwies, da Verformungen aufgrund von Wärmeeinwirkung so weit wie möglich zu verhindern waren.
Um die geforderten Werte bezüglich Wärmeschutz zu erfüllen, kamen hochwertige 3-fach-Isoliergläser zur Anwendung. Bei einem Gewicht von 70 kg/m² wiegt ein einzelnes Glas von 3,8 x 2,8 m rund 740 kg. Um diese hohen Lasten aufnehmen zu können, mussten die Knotenpunkte zwischen Pfosten- und Riegelprofilen entwickelt werden. Die Fassade ist unten auf Fundamenten abgestellt und oben gleitend gelagert. Somit können sich die Profile bei Temperaturschwankungen zwängungsfrei ausdehnen oder zusammenziehen. Auch allfällige Bewegungen der Decke werden so aufgenommen.
Bei grossen Hallen sind speziell die Eckpfosten Sog- und Druckkräften durch Wind ausgesetzt. Der Wind drückt vorne und baut gleichzeitig an der Seite einen Sog auf. Darum ist die Konstruktion von Gebäudeecken aus Ganzglas technisch immer interessant und sollte nicht unterschätzt werden. Einerseits entstehen an den Ecken grosse Kräfte, bei denen sich die Fassade teilweise gegenseitig aussteift, andererseits jedoch dürfen die Verformungen nur klein sein, weil eine grosse Verformung auf der einen Seite auf der anderen Seite Schäden verursachen könnte.  

 

Die T-förmigen Pfostenprofile sind durchgehend geschweisst. Hier mit eingesetztem Türelement.
Die T-förmigen Pfostenprofile sind durchgehend geschweisst. Hier mit eingesetztem Türelement.

 

 

Die Wahl fiel auf durchgehend geschweisste T-Profile, die mit dem gegen aussen gerichteten Flansch und dem inneren Steg genug Steifigkeit erreichen, jedoch auf der Raumseite nur filigran zeichnen.
Die Wahl fiel auf durchgehend geschweisste T-Profile, die mit dem gegen aussen gerichteten Flansch und dem inneren Steg genug Steifigkeit erreichen, jedoch auf der Raumseite nur filigran zeichnen.

 

«Wir haben versucht, die Konstruktion möglichst filigran zu halten.» Theodor Thürkauf

 

Einfahrtstor für schwere Fahrzeuge

Eine weitere grosse Herausforderung war die Integration von breiten Schiebetüren in die Glasfronten, durch welche Fahrzeuge in den Showroom gefahren werden können. Theodor Thürkauf: «Wir haben versucht, die Konstruktion möglichst filigran zu halten. Handelsübliche Profilsysteme mussten für diese Einbausituation modifiziert werden, indem unter anderem die Schwellenprofile verstärkt wurden. Die Bauherrschaft forderte vier Tonnen Überfahrtgewicht. Die Stützen mussten im Bereich der Tore verstärkt werden, damit sie die zusätzlichen Lasten der manuell betriebenen Tore aufnehmen können und sich die Tore problemlos und leicht bewegen lassen. Um die Tore möglichst leichtgewichtig zu bauen, wurden sie nur mit 2-fach-Isoliergläsern bestückt.

Der beauftragte Fassadenberater hatte auf diesem Gebiet der Spezialfassaden entsprechende Erfahrung, da sein Büro schon den Neubau der Firma Kestenholz in Oberwil erfolgreich konzipiert und begleitet hatte. Für beide «Mercedes-Fassaden» war die Verbindung von statischen und technischen Kompetenzen wie auch die Kenntnisse über Bauphysik und Wärmedämmung von höchster Bedeutung. Theodor Thürkauf und das Ingenieurbüro Martin Schleyer konnten dies dank langjähriger Erfahrung und weiteren professionellen Partnern gut verbinden.    ■

Bautafel 

Objekt:

PW Center Kestenholz Automobil AG, Pratteln

Bauherrschaft:

Kestenholz Automobil AG, Pratteln

Architekt:

Schmid+Bürgin Architektur, Dornach

Ingenieur:

Ingenieurbüro Martin Schleyer, Weil am Rhein (D)

Fassadenplaner:

Thürkauf & Partner, Basel

 

Das Fachregelwerk Metallbauerhandwerk – Konstruktionstechnik enthält im Kap. 2.1 wichtige Informationen zum Thema «Fenster».