Gefährliches Dreigestirn
Fenster / Bauphysik
Spätestens wenn am Fensterrahmen oder an der Zimmerecke Schimmelpilze sichtbar werden, beginnt der Streit über die Ursachen. Warum es sich meist um ein Ursachengeflecht handelt und wie dem zu begegnen ist, lesen Sie im Beitrag.
Login
Danke für Ihr Interesse an unseren Inhalten. Abonnenten der Fachzeitschrift metall finden das Login für den Vollzugriff im Impressum der aktuellen Printausgabe. Das Passwort ändert monatlich.
Jetzt registrieren und lesen. Registrieren Sie sich um einzelne Artikel zu lesen und einfach per Kreditkarte zu bezahlen. (CHF 5,- pro Artikel)
Als registrierter Benutzer haben Sie jederzeit Zugriff auf Ihre gekauften Artikel.
Sollten Sie als interessierte Fachkraft im Metall-, Stahl- und Fassadenbau die Fachzeitschrift metall tatsächlich noch nicht abonniert haben, verlieren Sie keine Zeit und bestellen Sie Ihr persönliches Abonnement gleich hier.
Fenster / Bauphysik
Gefährliches Dreigestirn
Erstveröffentlichung M&T Metallhandwerk & Technik
Spätestens wenn am Fensterrahmen oder an der Zimmerecke Schimmelpilze sichtbar werden, beginnt der Streit über die Ursachen. Warum es sich meist um ein Ursachengeflecht handelt und wie dem zu begegnen ist, lesen Sie im Beitrag.
Fenster sind heute multifunktionale Bauelemente, die höchste Anforderungen erfüllen müssen. Das sind Anforderungen zum Beispiel an:
- Wärmeschutz,
- Schallschutz,
- Wetterschutz (Schlagregen),
- Fugendichtheit,
- Standsicherheit,
- Einbruchschutz.
Der Metallbauer muss bei der Auswahl und Montage der Fenster diese Anforderungen und die bauphysikalischen Eigenschaften kennen und berücksichtigen.
Häufig kam es in den letzten Jahren zu Schadensfällen, weil durch die immer dichtere Bauweise moderner Fenster Kondensat an den Bauteiloberflächen und in der Folge oft auch Schimmelpilzbildung zu beobachten war. Ursache war die unerwünschte Tauwasserbildung, die im Wesentlichen aber durch drei sich beeinflussende und meist gemeinsam auftretende Faktoren möglich wird. Das sind die konstruktive und montagetechnische Auslegung des Fensters und der Anschlüsse, die Auslegung der Heizung und die Lüftung. Meist bilden diese drei Faktoren ein Ursachengeflecht. Der Faktor Lüftung wird zusätzlich noch von der Nutzung (Waschen, Duschen, Kochen, Blumengiessen etc.) beeinflusst.
Akzeptiert werden kann die Tauwasserbildung vorübergehend nur in kleinen Mengen bei Oberflächen, die die Feuchtigkeit nicht absorbieren, zum Beispiel bei den Glasflächen von Fenstern oder Fliesen in Badezimmern. Der Kontakt mit angrenzenden empfindlichen Materialien muss vermieden werden. Gefährlich wird die Tauwasserbildung dann, wenn:
- sie an den betroffenen Bauteiloberflächen zum optisch störenden und vor allem gesundheitsgefährdenden Schimmelpilzwachstum führt,
- die Bausubstanz durch den erhöhten Feuchtegehalt angegriffen und zerstört wird,
- sie den Heizenergieverbrauch erhöht, weil feuchtes Material die Wärme besser leitet als trockenes.
Nach einem kurzen Hinweis auf die Heizungsproblematik soll im Folgenden hier vor allem auf die konstruktiven und montagetechnischen Ursachen der Tauwasserbildung und auf das Problem der Lüftung eingegangen werden.
Sorgen Sie für Luftzirkulation
Problematisch und förderlich für die Tauwasserbildung ist eine Verminderung der Luftzirkulation in den Räumen. Das kann zum Beispiel durch Blumentöpfe, Blumenkästen, Vorhänge, tiefe Laibungen und durch die falsche Anordnung der Heizkörper erfolgen. Der Nutzer sollte unbedingt darauf hingewiesen werden, dass die Wärmeverteilung in den kritischen Bereichen vor den Fenstern nicht gestört werden darf. Kritisch ist allerdings auch der immer öfter zu beobachtende innenliegende Sonnen- und Blendschutz, weil er die Luftzirkulation am Fenster deutlich behindert.
Auch die heute vermehrt eingesetzte Fussbodenheizung verringert durch die gleichmässige Temperaturverteilung, und die geringen Vorlauftemperaturen die Warmluftkonvektion und begünstigt die Tauwasserbildung. Hilfreich ist dabei eine «Randzonenverstärkung» der Heizung vor bodentiefen Fenstern und Erkern.
Kümmern Sie sich um die Zwangslüftung
Da das Nutzerverhalten hinsichtlich der Lüftung oft nur schwer zu beeinflussen ist, kommt einer vom Bewohner unabhängigen Belüftung eine immer grössere Bedeutung zu. Die DIN 1946-6 Raumlufttechnik (Deutschland) und SIA 382-5, Lüftung von Wohnungen beispielsweise, verlangt deshalb für neu gebaute und für bestimmte sanierte Wohnungen ein Lüftungskonzept, dass auch bei längerer Abwesenheit der Bewohner funktioniert.
Für das Lüftungskonzept sind danach vier Lüftungsstufen festgelegt:
- Lüftung zum Feuchteschutz, die unabhängig vom Nutzer arbeiten muss.
- Reduzierte Lüftung, die weitgehend nutzerunabhängig umzusetzen ist und neben dem Bautenschutz auch hygienische Mindeststandards sicherstellt.
- Nennlüftung für die normale Nutzung der Wohnung.
- Intensivlüftung für besondere Situationen (Kochen, Waschen etc.)
Die Lüftung unabhängig vom Wohnungsnutzer, wie sie speziell die ersten beiden Lüftungsstufen vorsehen, kann auf verschiedene Art und Weise erreicht werden. Möglich sind zentrale oder dezentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, Schachtlüftungen, Aussenluftdurchlässe (ALD) in der Wand oder Fensterlüfter. Die Lüftungsart legt in der Regel der Gebäudeplanende fest, der auch das Lüftungskonzept erstellt.
Ein solches Konzept kann auch bei Sanierungen erforderlich werden, etwa wenn mehr als ein Drittel der Fenster ausgetauscht oder mehr als ein Drittel der Dachfläche neu gedämmt werden. Wenn kein Planender beteiligt ist, muss der Fensterbauende den Auftraggebenden auf die Notwendigkeit des Lüftungskonzepts hinweisen.
Speziell für die Umrüstung bestehender Fenster geeignet sind Fensterfalzlüfter, die im Falz eingebaut werden und bei geschlossenem Fenster nicht zu erkennen sind. Möglich sind:
- Fensterlüfter im Blendrahmen,
- Aufsatzelemente über oder neben dem Blendrahmen,
- in die Fensterbank integrierte Lüfter (Fensterbanklüfter),
- Lüfter im Glasfalz,
- beschlaggeregelte Lüfter, die das Fenster geringfügig öffnen und damit gleichzeitig Einbruchschutz und Luftzufuhr ermöglichen.
Achten Sie auf die richtige Konstruktion und Montage
Es gibt eine Reihe von Punkten zur Tauwasservermeidung, die vor allem beim Bau und bei der Montage der Fenster beachtet werden sollten. Dazu gehört neben der richtigen und normgerechten Fugenabdichtung (die raumseitige Dichtebene sollte möglichst luftdicht abdichten und bei der Dichtungsanordnung das Prinzip «innen dichter als aussen» beachtet werden) zum Beispiel die Einbaulage der Fenster in der Aussenwand. Bei monolithischen Aussenwänden sollten die Fenster jeweils im mittleren Drittel der Wand eingesetzt werden. Gehört ein Dämmschicht zum Wandaufbau, sollte das Fenster möglichst in dieser Lage montiert werden. Geht man weiter nach aussen, begünstigt das die Tauwasserbildung. Ein kritischer Punkt kann auch der Fenstereinbau in Altbauten sein. Dort besteht vor allem an den seitlichen Leibungen erhöhte Gefahr von Tauwasserbildung. Wegen der früher üblichen massiven Baustoffe sind fast immer begleitende Dämmmassnahmen erforderlich.
Fazit: Verhindern Sie Schimmelpilz
Neben den beschriebenen Möglichkeiten zur Schimmelpilzvermeidung, wie der richtigen Anordnung und Auslegung der Heizung, der Verbesserung der Luftzirkulation und der passenden Lüftungskonzepte, empfiehlt es sich unbedingt, das wärmetechnische Optimierungspotenzial an den Fenstern zu nutzen. Dazu gehört unter anderem der Einsatz von hochwertigen Wärmedämmgläsern mit thermisch verbessertem Randverbund. Ausserdem muss der Nutzer über die Zusammenhänge aufgeklärt werden und die Massnahmen aktiv begleiten. ■
Fenstermontage – vermeiden Sie typische Fehlerquellen
Folgende Montagemängel haben sich aus der IFT-Sachverständigentätigkeit als häufige Ursachen für Schadenfälle bei der Fenstermontage herauskristallisiert:
- Zeitdruck bei Detailplanung, Bestellung und Ausführung der Baumassnahme,
- wenige Standarddetails für die Montage, meist müssen spezifische Objektlösungen entwickelt werden,
- Ausführungsdetails liegen nicht vor oder sind fehlerhaft, es müssen vor Ort auf der Baustelle Ad-hoc-Lösungen entwickelt werden,
- Auswahl und Einsatz ungeeigneter Materialien und neuartiger Baustoffe ohne ausreichende Nachweise und Langzeiterfahrungen,
- Ausbildung und Fortbildung der Mitarbeitenden für neue Techniken und Materialien sind unzureichend,
- Montageleistungen werden an Subunternehmer vergeben und nicht kontrolliert.
(Quelle: IFT Rosenheim)