Futuristische Passerelle erschliesst Kunstgalerie
Brückenbau
Brücken schaffen direkte Verbindungen. So auch die verglaste und mit Edelstahlstäben verkleidete Passerelle zwischen zwei Gebäuden einer Kunstgalerie am rechten Zürichseeufer. Die technisch ausgeklügelte Konstruktion verkörpert innovativen Stahlbau für das Tragwerk und modernen Glas- und Metallbau für die Verkleidung.
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Brückenbau
Futuristische Passerelle erschliesst Kunstgalerie
Brücken schaffen direkte Verbindungen. So auch die verglaste und mit Edelstahlstäben verkleidete Passerelle zwischen zwei Gebäuden einer Kunstgalerie am rechten Zürichseeufer. Die technisch ausgeklügelte Konstruktion verkörpert innovativen Stahlbau für das Tragwerk und modernen Glas- und Metallbau für die Verkleidung.
Sie wirkt edel, vielleicht auch etwas futuristisch, die verglaste Passerelle mit ihren beidseitig angelegten Edelstahlgittern. Die vom Zürcher Architekturbüro Baier Bischofberger GmbH entwickelte Passerelle verbindet zwei Gebäudeteile der Galerie Bruno Bischofberger AG in Männedorf und gewährt den Passanten die direkte Verbindung zwischen Lager und Ausstellung. Eingespannt zwischen zwei mit Streckmetallen respektive Betonelementen verkleideten Baukörpern erstreckt sie sich als freitragende Brücke mit einem Gefälle von 6 Prozent über eine Länge von 15,6 m.
Als Tragkonstruktion der 2,60 m breiten und 4,0 m hohen Brücke wirken primär vier durchlaufende, verbundene Stahlträger in Kombination mit der Edelstahl-Vergitterung. Die beidseitige Isolierverglasung schützt vor Wind und Wetter. Zudem generiert sie eine ausgeglichene Lichtdurchflutung und gewährt eine sichere Begehung. Prägend am Objekt sind auch die Rundungen an den oberen und unteren Begrenzungslinien.
Ausgeführt wurde das voluminöse Bauteil in Arbeitsgemeinschaft: Die Tragkonstruktion (Stahlbau und Vergitterung) wurde durch die Baltensperger AG Stahlbau in Höri und der Metall- und Glasmantel sowie die Zugangstüren durch die Koller Metallbautechnik GmbH, Dänikon, realisiert. Planung, Weiterentwicklung, Optimierung sowie logistische Angelegenheiten erfolgten grundsätzlich getrennt, jedoch in enger Zusammenarbeit.
Tragkonstruktion mit Vergitterung
Die primäre Tragkonstruktion entspricht einem liegenden Quader, wird von vier (zwei unten und zwei oben) durchlaufenden Stahlträgern HEM 300 gebildet. Im Bereich der Gebäudeanschlüsse sind die oberen Träger über Vertikalstützen mit den unteren Trägern verbunden. Die Brücke, deren Stahlkonstruktion rund 26 t auf die Waage bringt, ist einseitig gleitend gelagert, anderseitig fix verankert.
Um die Tragfestigkeit der Brücke im Brandfall zu sichern, sind die HEM-Träger aussenseitig mit Aerogel-Platten verkleidet. Zudem sind Boden- und Deckenebene im Bereich Zwischenträger, vor Ort, mit Beton ausgegossen worden. In optischer Hinsicht verleiht die Edelstahl-Vergitterung der Passerelle einen ansprechenden Reiz, in technischer Hinsicht nimmt sie – wie ein engmaschiges Fachwerk – eine statische Funktion wahr.
Die Vergitterung besteht aus gesamthaft 98 vertikal und schräg verlaufenden Edelstahl-Rundstäben von 30 mm Durchmesser. Oben und unten sind sie in einem grosszügigen Radius um 90° abgebogen und führen um die horizontalen Körperkanten weiter.
Vertikale und schräge Stäbe sind in regelmässigen Abständen angeordnet, liegen jedoch mit 50 mm Achsabstand übereinander, die vertikal verlaufenden Stäbe innen, die schrägen aussen.
Für die Befestigung der Rundstäbe sind am Steg des HEM-Trägers abgebogene, vertikal / schräg stehende Blechlaschen angeschweisst, welche die Befestigungsschwerter der Stäbe aufnehmen. Während die Vertikalstäbe in Fixbohrungen verschraubt sind und eine entsprechende Steifigkeit generieren, sind die schrägen Stangen gleitend, für störungsfreie Verformungen, in Langlöcher verschraubt.
«Aufgrund der relativ hohen Komplexität dieser Stahlkonstruktion mit ihrer Edelstahl-Vergitterung, entschieden wir uns, die gesamte Tragkonstruktion – inklusive der Profilbleche an Boden und Decke – im Werk zusammenzubauen», erklärte Thomas Baltensperger, Inhaber und Geschäftsführer der gleichnamigen Stahlbauunternehmung, gegenüber der «metall» und fügte an: «die Montage der Stahlkonstruktion erfolgte dann in weniger als einem Tag. Dieses Vorgehen schuf einerseits die technische Sicherheit und andererseits konnten wir den grössten Teil unserer Wertschöpfung im Hause erbringen.»
«In optischer Hinsicht verleiht die Edelstahl-Vergitterung der Passerelle einen entsprechenden Reiz, in technischer Hinsicht nimmt sie – wie ein engmaschiges Fachwerk – eine statische Funktion wahr.»
Ein Mantel aus Glas und Metall
Die raumabschliessende Hülle der Passerelle besteht aus seitlichen Isolierverglasungen, Eckausbildungen und Untersicht aus Aluminiumblechen sowie einer mit Folien belegten Dachausbildung. Zudem sind zu Belüftungs- und Entrauchungszwecken im Dachbereich zwei Oberlicht-Klappfenster mit RWA-Ansteuerung eingesetzt.
Die beidseitigen, thermisch getrennten Verglasungen werden seitlich und unten in dreischaligen Aluminiumprofilen System Schüco AWS 70HI, mit innenliegenden Glasleisten, gehalten. Oben gewährt ein speziell hergestelltes, U-förmiges Rahmenprofil die Neutralisierung von allfälligen Durchbiegungen. Die vertikalen Glasstösse sind profillos, als Structural-Glazing-Konstruktion (SG) mit 20 mm Glasdistanz verfugt.
Um die geforderte Absturzhemmung nach SIA 261, Streckenlast 0,80 kN/m 1 zu gewährleisten, kam ein Sicherheitsisolierglas, aussen ESG-H 12 mm und innen Verbundsicherheitsglas (VSG) 21-4, zur Anwendung. Mit technischen Werten von Ug 1,10 W/m 2 K, g 50 % und Lt 68 % wird in Kombination mit einem feinen Siebdruck als Sonnenschutz im Innenraum ganzjährig ein angenehmes Klima erreicht (Glaswerte siehe Tabelle).
Starke Männer für den Glaseinsatz
«Als grosse Herausforderung – neben den sehr eng gesteckten Terminen – für unsere Firma, insbesondere für unser Montageteam, erwies sich der Einsatz der trapezförmigen, je rund 700 kg schweren Isoliergläser», erläuterte Emanuel Koller, Inhaber und Geschäftsleiter der Koller Metallbautechnik AG. «Ganz bewusst» – so Koller weiter – «haben wir uns aufgrund verschiedener technischer Überlegungen in Abstimmung mit der Baltensperger AG dazu entschlossen, die Passerelle im Zuge der Stahlbaumontage mit der Vergitterung dicht zu machen und den erschwerten Glaseinsatz von innen in Kauf zu nehmen. Es war uns bewusst, dass wir bei diesen örtlichen Gegebenheiten weder auf einen Raupenkran noch auf eine andere maschinelle Hebehilfe zurückgreifen konnten. Muskelkraft und Ideenreichtum war gefragt. So hievten wir jeweils, mit starken Männern aus unserem Team und technischem Geschick jedes einzelne Glas in die vorgesehenen Rahmen. Auch für die Schwierigkeit, dass die 20 mm breiten, schwarzen elastischen Fugen aufgrund der Vergitterung nicht unterbruchlos ausgeführt werden konnten, fanden wir eine passende Lösung.»
Gerundete Randbleche
Die obere und untere Randverkleidung der Passerelle ist mit Aluminiumblechen von 3 mm Stärke ausgeführt. Im Radius von 150 mm gewalzt, sind sie mit hinterlegten Gleitblechen flächenbündig aneinandergefügt. Für die 98 Edelstahlstangen waren somit gesamthaft 196 rechtwinklige Blechausschnitte in verschiedenen Ausrichtungen notwendig.
Auch die Untersicht ist mit mehrfach abgebogenen, kuchenblechförmigen Aluminiumblechen ausgeführt.
Die Zugänge zur Passerelle erfolgen durch beidseitig angelegte EI30-Doppelflügeltüren vom System Janisol 2. Mit dreiseitig umlaufender Blechzarge als Einfassung der Fassadenstärke gewähren sie einen fliessenden Übergang zum Innenraum. ■
Bautafel / Panneau de chantier
Objekt:
Brücke zu Geschäftshaus, Männedorf
Bauherrschaft:
Galerie Bruno Bischofberger AG, Männedorf
Architekt:
Baier Bischofberger GmbH, Zürich
Ingenieur:
Schärli + Oettli AG, Zürich
Stahlbau:
Baltensperger AG, Stahlbau Höri ZH
Metallbau / Verkleidung:
Koller Metallbautechnik GmbH, Dänikon
Das Fachregelwerk Metallbauerhandwerk – Konstruktionstechnik enthält im Kap. 1.4 wichtige Informationen zum Thema «Statik und Konstruktion».
Technische Daten Verglasung
2-fach Wärmeschutzglas Silverstar Selekt 74/42, Total 49,5 mm
Innen: Eurowhite NG ESG-H 12 mm
Zwischenraum: 16 mm Argon, Edelstahl-Abstandhalter
Aussen: VSG Swisslamex Typ 21-4 Zero EplusSG mit Siebdruck
Ug-Wert: 1,10 W/m 2 K
g-Wert: 50 %
Lichttransmissionsgrad (Lt-Wert): 68 %.