Der Metallbauunternehmer für konstruktive Glasbauten
Wussten Sie, dass die Druckfestigkeit von Glas rund 700 bis 900 N /mm 2 erreichen kann und damit etwa dreimal höher ist als bei normalem Baustahl?
Glas eignet sich also bestens als tragender Baustoff. Dies ist in der Tat so. Aber aufgepasst, Glas hat auch einen wesentlichen Schwachpunkt. Da Glas spröde ist, ist es anfällig für Kerben und Risse. Kerben und Risse generieren Spannungsspitzen in den Zugzonen. Dies wiederum macht man sich zu Nutze, um das Glas gewollt, zum Beispiel auf ein bestimmtes Mass, zu brechen.
Bringen wir Ordnung in die Geschichte mit dem Glas. Molekular gesehen hat Glas tatsächlich eine sehr hohe Festigkeit. Da die Oberfläche eines typischen Floatglases immer Kerben und Risse aufweist, wird die statische Tragfähigkeit stark reduziert. Mit einer sauberen statischen Bemessung kann diesen Umständen Rechnung getragen werden. So lassen sich zuverlässig konstruktive Glasbauteile bemessen, die alle Anforderungen an die Statik erfüllen und sämtliche Lasten abtragen können.
Nun stellt sich die Frage, wer diese konstruktiven Glasbauten herstellt, liefert und montiert. Der Glaslieferant, wie es der Name sagt, liefert gerne Glas. Die wenigsten Glaslieferanten sind jedoch spezialisiert auf die Herstellung der Verbindungen und Unterkonstruktionen. Denn diese bestehen typischerweise aus Metall, insbesondere aus Edelstahl. Der Metallbauunternehmer als Spezialist für Konstruktionen aus Edelstahl kommt ins Spiel.
Eine weitere Stärke des Metallbauers ist – neben der Fabrikation – die Montage. Es macht Sinn, dass der Metallbauer neben der Herstellung von Verbindungen und Unterkonstruktionen auch deren Montage übernimmt.
Für das Konstruieren und Bemessen der Glasbauteile ist es immer von Vorteil, einen Ingenieur beizuziehen. Auch dieser kommt in der Regel aus der Gilde der Metallbauer. Schliesslich ist die Physik von Glas und Metall ziemlich ähnlich, solange man die Eigenschaften von Glas sauber berücksichtigt. Auch der Glaslieferant gehört mit ins Boot. Er unterstützt bei Überlegungen zu Glasbearbeitungen, Liefergrössen, Vorspannprozessen und weiteren Kriterien.
Mit der zukunftsnahen Veröffentlichung des neuen Merkblatts SIA 2057 wird die Bemessung von Glasbauteilen auch in der Schweiz einheitlich geregelt. Das Merkblatt wird primär für die Bemessung relevant. Durch dessen korrekte Anwendung können Glasstärken für Ganzglasgeländer, Isolierverglasungen, Glasstützen und -träger usw. errechnet werden. Die Anwendung von Sicherheitsglas, die visuelle Beurteilung und viele weitere Konstruktionsmerkmale werden weiterhin über die Richtlinien des Schweizerischen Instituts für Glas am Bau (SIGAB) oder andere Verbandsrichtlinien geregelt. Diese Merkblätter und Richtlinien behalten weiterhin ihre volle Gültigkeit.
Ich wünsche Ihnen das Engagement und die Freude, konstruktive Glasbauten zu realisieren, und viel Spass beim Lesen der entsprechenden Beiträge. ■