Dezember 2024
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Das klassische Streichquartett

Kunst und Design

Dieses auch auf der Titelseite abgebildete Streichquartett wurde nach der Vorlage eines Aquarells des Kunstmalers Eduardo Müller, bei dem Anton Herzig während sechs Jahren in seiner Freizeit Malkurse besuchte, in Bern hergestellt. Alle Figuren und Instrumente betragen zwei Drittel der Originalgrösse und sind aus Stahl geschmiedet, geformt und mit Murmeltierfett behandelt.


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Alle Komponenten wurden aus Stahl geschmiedet, geformt und mit Murmeltierfett behandelt.
Alle Komponenten wurden aus Stahl geschmiedet, geformt und mit Murmeltierfett behandelt.

 

Kunst und Design

Das klassische Streichquartett

Dieses auch auf der Titelseite abgebildete Streichquartett wurde nach der Vorlage eines Aquarells des Kunstmalers Eduardo Müller, bei dem Anton Herzig während sechs Jahren in seiner Freizeit Malkurse besuchte, in Bern hergestellt. Alle Figuren und Instrumente betragen zwei Drittel der Originalgrösse und sind aus Stahl geschmiedet, geformt und mit Murmeltierfett behandelt.

Text und Bilder: ZVg

«Über Kunstobjekte wurde schon viel geschrieben, sowohl Wahres als auch Unwahres. Dabei kommt es immer wieder vor, dass die Darsteller die Gelegenheit nutzen, sich selbst ins Rampenlicht zu rücken», sagt ein Liebhaber dieses Kunstobjekts und fügt an: «Oft geschieht dies unbewusst, während der Künstler des jeweiligen Werks eher im Hintergrund bleibt und seine Werke für sich sprechen lässt. In der heutigen schnelllebigen Zeit, in der oft versucht wird, Anerkennung durch Reichtum oder Statussymbole zu erlangen, ist Anton Herzig, der Schmied dieses Streichquartetts, ein gutes Beispiel für eine andere Haltung. Er legt grossen Wert auf Bescheidenheit und lebt diese auch im Alltag.»

Auch in den Diensten von Jean Tinguely

Anton Herzig, ursprünglich ausgebildeter Konstruktionsschlosser in der ehemaligen Maschinenfabrik Habegger in Thun, hat eine beeindruckende berufliche und künstlerische Laufbahn hingelegt. Bereits während seiner Lehre um 1964 bekam er die Gelegenheit, durch die Vermittlung seines Lehrmeisters Jakob Bieri während sechs Wochen dem weltbekannten Künstler Jean Tinguely bei der Errichtung der «Heureka» für die Expo 64 in Lausanne zu helfen – eine Erfahrung, die ihn nachhaltig prägte. Nach Abschluss seiner Lehre setzte Herzig seine Ausbildung fort, unter anderem in Neuenburg und London, und sammelte internationale Erfahrungen in Ägypten, Äthiopien und dem Sudan, wo er vier Jahre lang tätig war. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz liess er sich unter anderem an der Schweizerischen Metallbautechnikerschule in Basel zum eidg. dipl. Metallbaumeister ausbilden.  

Detailansicht: Geige, Bratsche und Cello wurden nach Originalplänen von weltberühmten Instrumentenbauern gebaut.
Detailansicht: Geige, Bratsche und Cello wurden nach Originalplänen von weltberühmten Instrumentenbauern gebaut.

 

Ein Streichquartett aus Stahl

Der Grundsatz «Kritisieren ist einfach, es besser zu machen jedoch viel schwieriger» begleitete Herzig auf seinem weiteren Lebensweg. 2015 stellte er sich einer besonderen Herausforderung: Als Metallbaumeister und Unternehmer nahm er sich der Aufgabe an, ein Streichquartett aus Stahl zu erschaffen – eine dreidimensionale Umsetzung eines Aquarells des Kunstmalers Eduardo Müller aus dem Jahr 1997. Diese anspruchsvolle Aufgabe verlangte nicht nur Hunderte Arbeitsstunden und höchste Konzentration, sondern auch eine ausgeprägte Liebe zum Detail und eine aussergewöhnliche Präzision in der Ausführung.
Das Projekt erforderte ein hohes Mass an Fachwissen und handwerklichem Können. Die Instrumente – Geige, Bratsche und Cello – wurden unter der strengen Aufsicht des damaligen Direktors der Geigenbauschule Brienz nach Originalplänen von weltberühmten Instrumentenbauern wie Antonio Stradivari (1644), Giovanni Paolo Maggini (1580) und Alessandro Gagliano (1665) gefertigt. Alle Teile des Streichquartetts sind in Stahl geschmiedet, geformt und mit Murmeltierfett behandelt. Die gleiche Technik wurde auch für die Herstellung der Wiener Stühle angewandt.   

Auf internationalen Ausstellungen zu sehen

Nachdem das Streichquartett auf internationalen Ausstellungen in Städten wie Paris, London, Mailand, Neu Delhi und Singapur zu sehen war, kehrte es nun in seinen «Heimathafen» nach Bern zurück. Das monumentale Werk soll nicht nur die Kunstfertigkeit des Metallbauers hervorheben, sondern auch zeigen, dass der Beruf des Metallbauers weit mehr umfasst als nur die Herstellung von Türen, Fenstern oder Treppen. Er ist eine vielseitige und kreative Disziplin, die ebenso Raum für künstlerische Ausdruckskraft bietet. Der Beruf erfordert nicht nur exaktes Arbeiten und räumliches Denken, sondern auch eine Leidenschaft für Gestaltung und Form.  ■