Februar 2024
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Das bewegte Glas

Glasbau

Der Trend zu Grossformaten und Dreischeiben-Verglasungen führt zu immer grösseren Glasgewichten. Lesen Sie, was bei Transport und Lagerung der schweren Funktionsverglasungen zu beachten ist.


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Die Arbeit mit den Glassaugern, aber auch jeder Transport und jede Zwischenlagerung der Verglasungselemente, erfordert bestimmte Vorsichtsmassnahmen gegen Verwindungen, Kratzer oder Ausbrüche.Foto: Dimitri Hon, CC BY-SA 3.0
Die Arbeit mit den Glassaugern, aber auch jeder Transport und jede Zwischenlagerung der Verglasungselemente, erfordert bestimmte Vorsichtsmassnahmen gegen Verwindungen, Kratzer oder Ausbrüche.
Foto: Dimitri Hon, CC BY-SA 3.0

 

Glasbau

Das bewegte Glas

Der Trend zu Grossformaten und Dreischeiben-Verglasungen führt zu immer grösseren Glasgewichten. Lesen Sie, was bei Transport und Lagerung der schweren Funktionsverglasungen zu beachten ist.

Text: Markus Hoeft / Bilder: Diverse

Es ist nicht in erster Linie das direkte Zerbrechen, das beim Handhaben, Transportieren und Lagern von Glas und speziell Isolierglas verhindert werden muss. In der Praxis sind es vor allem Kratzer, zu grosse Belastungen oder Beschädigungen des Randverbundes, thermische Beanspruchungen sowie das Entstehen von Spannungen im Glas, die durch den unsachgemässen Umgang entstehen können. Derartige Schäden werden eventuell erst einige Zeit nach dem Einbau bei besonderen thermischen Belastungen durch einen undichten Randverbund oder Sprünge im Glas sichtbar. Sie erfordern meist den kompletten Austausch der betroffenen Verglasung, was zusätzliche Arbeitszeit und vor allem Mehrkosten bedeutet, die das Fenster- und Fassadenbauunternehmen in der Regel selbst tragen muss.
Der beste Schutz gegen Glasschäden durch das Bewegen von Glas ist eine Arbeitsplanung, die Transportwege minimiert und Zwischenlagerungen weitgehend vermeidet. Im Idealfall wird das Funktions- und Isolierglas sofort nach der Anlieferung eingebaut, sodass die eigenen Mitarbeiter gar nicht erst nach Lösungen suchen müssen, wo und wie die Verglasungen zwischenzeitlich abzustellen sind. Leider lässt sich der Idealfall einer sofortigen Montage nicht immer verwirklichen, weshalb der Metallbauer für eine sichere und geschützte Zwischenlagerung sowie ein fachgerechtes Bewegen innerhalb der Werkstatt oder der Baustelle sorgen muss.

 

Sorgen Sie für einen sicheren Weg zur Baustelle

Werden Funktions- und Isoliergläser direkt vom Hersteller oder vom Glasveredelungsbetrieb auf die Baustelle geliefert, kann man in der Regel auf die fachgerechte Transportlagerung und -sicherung vertrauen. Am günstigsten ist es, die Gläser bis zur Montage auf den A- oder L-Gestellen, in den Kisten oder Kantenschutz-Verpackungen zu belassen. Es muss dann lediglich für einen sauberen und ebenen Untergrund gesorgt werden, auf dem die Transporteinheiten als Ganzes kippsicher und ohne Verwindung der Gläser abgestellt werden können.
Wird das Glas aus betriebsorganisatorischen Gründen zunächst in die Firma geliefert, ist das Metallbauunternehmen für den späteren Weitertransport zur Baustelle verantwortlich. Die befüllten Transportgestelle können ein erhebliches Gewicht haben, was bei der Auswahl des Transportfahrzeugs zu berücksichtigen ist. Die Ladung ist ausserdem gegen Verrutschen zu sichern, auch wenn eventuell beim Beladen der (falsche) Eindruck entsteht, sie würden wegen ihres hohen Gewichts von allein an Ort und Stelle bleiben – bei plötzlichen Bremsmanövern können grosse Massen auch grosse Kräfte hervorbringen. Die zum Verzurren verwendeten Spannlatten oder Gurte müssen genau dort platziert werden, wo sich innerhalb des Glasstapels die Distanzplättchen befinden. Nur so entsteht ausreichender Gegendruck und die Gläser sind gegen Durchbiegung geschützt.
Besondere Sorgfalt ist erforderlich, wenn die Transporteinheiten nach der Anlieferung entpackt und die Verglasungen später einzeln transportiert und zwischengelagert werden sollen. Die einzelnen Scheiben dürfen weder direkt auf hartem Untergrund wie Beton oder Stein noch auf Ecken oder Kanten abgestellt und keinesfalls über den Boden gezogen werden. Die Gefahr, dass die Glasecken zu stark belastet werden, entsteht zum Beispiel, wenn die Scheiben am Einbauort ohne technische Hilfsmittel gedreht werden müssen. Mit vorausschauender Planung und gegebenenfalls entsprechenden Beladungsvereinbarungen mit dem Glaslieferanten lassen sich Drehprozesse eventuell verhindern und Schäden durch diese Bewegung von vornherein ausschliessen.   

 

 

«Besondere Sorgfalt ist erforderlich, wenn die Transporteinheiten nach der Anlieferung entpackt und die Verglasungen später einzeln transportiert und zwischengelagert werden sollen.»  

 

 

Bei der Auswahl des richtigen Hebegeräts sind die erforderlichen Höhen, zulässigen Traglasten und bei beengten Baustellen eventuell auch die äusseren Abmessungen zu beachten.Foto: GSV, CC BY-SA 4.0
Bei der Auswahl des richtigen Hebegeräts sind die erforderlichen Höhen, zulässigen Traglasten und bei beengten Baustellen eventuell auch die äusseren Abmessungen zu beachten.
Foto: GSV, CC BY-SA 4.0

 

Achten Sie auf fachgerechte Zwischenlagerung

Wenn auf der Baustelle eine Zwischenlagerung erforderlich ist, geschieht diese am besten auf den Transportgestellen. A- oder L-Gestelle sorgen für eine Rechtwinkligkeit zwischen Anlehn- und Abstellfläche. Sollen bei grösseren Bauvorhaben die Scheiben bereits auf die einzelnen Geschosse oder sogar die einzelnen Räume verteilt werden, kann es passieren, dass nicht genug Gestelle zur Verfügung stehen.
Dann kommt es gelegentlich doch zum eigentlich nicht vorgesehenen und nicht fachgerechten Anlehnen an die Wand. Lässt sich dies nicht vermeiden, muss wiederum auf eine weiche Unterlage und Distanzplättchen zwischen den Scheiben geachtet werden. Isoliergläser mit unterschiedlich dicken Scheiben sollen stets mit der dicksten Scheibe nach innen abgestellt werden, weil das grösste Gewicht dann unmittelbar auf der Unterlage zu stehen kommt. Die dünnere und leichtere Scheibe schwebt bei einer geneigten Aufstellung praktisch in der Luft und belastet mit ihrem Gewicht den Randverbund. Besonders problematisch ist dies bei Dreischeiben-Isolierglas, wo nur die zur Wand zeigende Scheibe aufliegt und die Last von zwei Scheiben den Randverbund beansprucht.

Schutz vor Sonneneinstrahlung
Glas muss generell witterungsgeschützt und trocken gelagert werden. Zum Beispiel in gut belüfteten Räumen, die zur Verhinderung von Diebstahl und Vandalismus am besten auch abschliessbar sind. Dies wird sich nicht auf allen Baustellen realisieren lassen, sodass die Scheiben im Einzelfall auch im Freien zu stehen kommen.
Dann sollte jedoch Vorsorge gegen intensive Sonneneinstrahlung getroffen werden. Denn eine zu starke und vor allem im Glasstapel ungleichmässig verteilte Aufheizung führt zu einer thermischen Beanspruchung der Gläser. Im Extremfall können Glasbrüche oder Beschädigungen des Randverbunds die Folge sein. Besonders gefährdet sind dabei Sonnenschutzverglasungen sowie ganz allgemein eingefärbte Gläser. Auch bei einer nur kurzfristigen Lagerung unter freiem Himmel sollten die Stapel deshalb mit Planen oder mit nicht UV-transparenten hellen Folien abgedeckt werden. Zusätzlich ist die Unterkante der Scheiben gegen Spritzwasser und Dauernässe zu schützen.
Der Glastransport innerhalb der Baustelle sollte in jedem Fall senkrecht erfolgen. Besonders bruchgefährdet sind schmale, aber lange Glasscheiben, etwa wenn eine Kante unter 60 Zentimeter lang und das Seitenverhältnis grösser als 1:3 ist. Bei solchen extremen Formaten und/oder bei absehbar schwierigen Transportbedingungen auf der Baustelle, wenn zum Beispiel die Scheibenbewegung in waagerechter Position unvermeidlich ist, kann es unter Umständen sinnvoll sein, allein wegen des Handlings ein vorgespanntes Sicherheitsglas (TVG) anzubieten oder zu verwenden. 

Nachträglicher Glastausch ist immer ein Ärgernis. Die neue Scheibe steht links fachgerecht auf einem Gestell gelagert bereit – auf einen Schutz gegen die direkte Sonneneinstrahlung wurde jedoch leider verzichtet.Foto: Markus Hoeft
Nachträglicher Glastausch ist immer ein Ärgernis. Die neue Scheibe steht links fachgerecht auf einem Gestell gelagert bereit – auf einen Schutz gegen die direkte Sonneneinstrahlung wurde jedoch leider verzichtet.
Foto: Markus Hoeft

 

Nutzen Sie Glas-Hebegeräte

Da in der modernen Architektur ein Trend zu immer grösseren und damit auch schwereren Verglasungen vorherrscht, können viele Gläser gar nicht mehr von Hand eingesetzt werden. Die Alternative sind dann Glas-Hebegräte, mit denen die Elemente sicher und ohne grossen Kraftaufwand transportiert werden können. Am Einbauort lassen sich die Scheiben oder bei Bedarf auch komplette Fenstereinheiten exakt positionieren und anschliessend einfach montieren.
Hebe- und Transportgeräte mit Glassaugern gibt es in sehr verschiedenen Bauarten und Leistungsklassen. Die einfachste Ausführung ist der manuelle Glaswagen, der das Verfahren grösserer und schwerer Scheiben durch eine Person ermöglicht. Etwas aufwendigere Geräte verfügen sogar über einen manuell bedienbaren Hebearm, von dem man sicher keine Wunder erwarten darf, der aber immerhin ein Anheben bis zur normalen Fensterhöhe realisieren kann.
Eine andere Variante sind Traversen mit Glassaugern, die an vorhandene Hebegeräte oder Kräne angehängt werden können. Dadurch wird ein Heben auch in grössere Höhen möglich, während die Positionierung am Einbauort oft per Hand vorgenommen werden muss. Der Komfort ist also beschränkt, dafür liegt man jedoch wie bei den manuellen Geräten noch in einer überschaubaren Grössenordnung der Investition.
Die volle Hebeflexibilität erreichen Glaslifte (auch Manipulatoren oder Vakuumheber genannt), die motorisiert Glasscheiben horizontal verfahren, heben und positionieren können. Bei der Auswahl eines konkreten Geräts sollte in Abhängigkeit von der im eigenen Unternehmen üblichen Baustellensituation auf die Abmessungen des Geräts, die maximal zulässigen Lasten und die Hubhöhe geachtet werden. Mit dem Komfort der Glaslifte steigen natürlich auch die Investitionskosten, weshalb bei nur gelegentlicher Montage von grossen Formaten oder in grossen Höhen auch eine Anmietung geprüft werden sollte.  

Mit leistungsfähigen Glasliften lassen sich Scheiben nicht nur kraftsparend transportieren und positionieren, sie können auch gefahrlos und ohne Belastung der Ecken gedreht werden.Foto: Schüco International
Mit leistungsfähigen Glasliften lassen sich Scheiben nicht nur kraftsparend transportieren und positionieren, sie können auch gefahrlos und ohne Belastung der Ecken gedreht werden.
Foto: Schüco International

 

Wählen Sie die richtige Seite für die Glassauger

Doch egal, ob manuell, als Traverse oder leistungsfähiger Glaslift – das Lastaufnahmemittel sind stets Glassauger, bei deren Handhabung ebenfalls bestimmte Regeln zu beachten sind. So sollten die Sauger bei Isoliergläsern mit unterschiedlichen Glasdicken stets an der dickeren und damit schwereren Einzelscheibe angesetzt werden. Denn wie oben schon für die Lagerung beschrieben, werden die zweite oder auch die dritte Scheibe des Isolierglases im Moment des Anhebens nur über den Glasverbund getragen.
Gegebenenfalls muss auch auf die Beschichtung der Glasscheiben geachtet werden. Moderne Wärmeschutz- oder Sonnenschutz-Isoliergläser sind in den meisten Fällen auf den unproblematischen inneren Positionen beschichtet. In Ausnahmefällen können aber Anti-Reflexions-Beschichtungen oder Schichten für den selbstreinigenden Effekt auf der Aussenseite liegen. Diese Gläser sollten nur mit Handschuhen angefasst und nur auf der schichtabgewandten Seite angesaugt werden. Anderenfalls bieten sehr gut gereinigte und entfettete Sauger oder geeignete Saugerüberzieher einen gewissen Schutz.  ■

 

Autor: Markus Hoeft ist freier Fachjournalist mit den Fachgebieten Planen, Bauen und Metallbau aus Fredersdorf (D).
Autor: Markus Hoeft ist freier Fachjournalist mit den Fachgebieten Planen, Bauen und Metallbau aus Fredersdorf (D).

 

 

Die wichtigsten Punkte:

- Scheiben in aufrechter Position kippsicher auf einer weichen Unterlage abstellen,
- Stapel vollfächig und verwindungsfrei stützen,
- Zwischenlagen aus weichem Material verwenden,
- beim Transport nicht auf harten Untergründen und nicht auf den Ecken absetzen, keinesfalls über den Boden ziehen,
- Glasstapel vor Feuchte und vor intensiver Aufheizung durch die Sonne schützen,
- Glassauger an der dickeren Scheibe verwenden, dabei eventuelle aussenliegende Beschichtung beachten.

 

Fazit: Vermeiden Sie Transportschäden

Bei der Lagerung, dem Transport und dem Einbau von Gläsern müssen Vorsichtsmassnahmen beachtet und immer wieder an die Mitarbeitenden weitergegeben werden. Wer die Regeln beachtet, wird die Glasscheiben ohne Kratzer, Kantenbeschädigungen oder Bruch bis zum Einbauort bringen und dort verarbeiten können. Und Glasbruch wird angesichts der heutigen Qualität von Funktions- und Isoliergläsern kaum als Reklamationsgrund anerkannt. Jeder Glasbruch verursacht – unabhängig von der Schuldfrage – Ärger und Zeitaufwand für die Ersatzbestellung. Die Nachlieferung stammt dann eventuell aus einer anderen Charge, was bei modernen Funktionsgläsern eine um Nuancen abweichende Farbe oder Optik zur Folge haben kann.

 

Das Fachregelwerk Metallbauerhandwerk – Konstruktionstechnik enthält im Kap. 1.10 wichtige Informationen zum Thema «Konstruktiver Glasbau».