November 2022
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BIM in der Ausführungsplanung

Fassadenbau / Interview

In der Fassadenplanung ist BIM aus mehreren, heute nicht mehr ganz aktuellen und nachvollziehbaren Gründen, immer vernachlässigt worden. Dass heute Generalplaner und Projektentwickler BIM in allen Gewerken fordern, bringt die Fassadenbauer in Zugzwang – und demzufolge auch deren Planungsbüros.
Die «metall» hat mit dem Fachplaner Rolf Meyer – Inhaber und Geschäftsführer von idpartners – über dieses Thema gesprochen. Lesen Sie das Interview!


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Objekt «HEX Allschwil» (BL) – Fassadenplanung in BIM.
Objekt «HEX Allschwil» (BL) – Fassadenplanung in BIM.

 

Fassadenbau / Interview

BIM in der Ausführungsplanung

In der Fassadenplanung ist BIM aus mehreren, heute nicht mehr ganz aktuellen und nachvollziehbaren Gründen, immer vernachlässigt worden. Dass heute Generalplaner und Projektentwickler BIM in allen Gewerken fordern, bringt die Fassadenbauer in Zugzwang – und demzufolge auch deren Planungsbüros.
Die «metall» hat mit dem Fachplaner Rolf Meyer – Inhaber und Geschäftsführer von idpartners – über dieses Thema gesprochen. Lesen Sie das Interview!

Text: Redaktion / Bilder: idpartners GmbH
Rolf Meyer -Inhaber und Geschäftsführer von idpartners.
Rolf Meyer -Inhaber und Geschäftsführer von idpartners.

 

Interview mit Fachplaner Rolf Meyer von Idpartners

Das Thema Building Information Modeling (BIM) wird immer mehr von den öffentlichen Institutionen vorangetrieben. Wie stehen Sie dazu, dass dieses Thema im Metallbau gefordert wird?
Der BIM-Methodik gehört die Zukunft. Denn der Einsatz von BIM-Modellen verspricht eine bessere Planungsqualität dank regelmässiger Datenabgleiche und eine höhere Produktivität dank schnellem Zugriff auf Projektdaten. Zudem ermöglicht es mehr Transparenz in der Planung.
Bei der Planung mit BIM liegen keine einzelnen Pläne oder unabhängige Listen mehr vor, denn alle Informationen, die für die Phase wichtig sind, stehen in einem Modell zur Verfügung.
Im BIM-Prozess müssen die Planer gemeinsam und zum Teil zu erheblich früheren Zeitpunkten als bisher Entscheidungen treffen.
Wir sehen das BIM-Modell für den Metallbauer und generell für die Gebäudehülle als sehr grossen Mehrwert. Diesen Vorteil können alle ausführenden Unternehmen nutzen, einerseits in einer schnellen Angebotslegung als auch in der Planung.

Wie konnten Sie das als Fachplaner für Gebäudehüllen bisher umsetzen?
Bei unserer Arbeit im Fassadenbau und in der Gebäudehülle wurde klar, dass bei der Verwaltung mittlerer und grosser Bauvorhaben nur die Einführung neuer Verfahren die vollständige Kontrolle über einen Auftrag ermöglichen würde. Aus diesem Grund haben wir 2015, in Zusammenarbeit und Diskussionen mit einem wichtigen Schweizer Architekturbüro beschlossen, diesen BIM-Implementierungsprozess zu starten. Dies war ein Wendepunkt für Idpartners, der, wie ich sagen muss, auf eine gute geschäftliche Intuition zurückzuführen ist.
Die grösste Herausforderung liegt im Kernsatz: «Erst planen, dann bauen.» Aktuell wird das wenig gelebt, vor allem nicht in 3D. Wir sehen tagtäglich, wie Schnittstellen erst auf der Baustelle gelöst werden. Das «baubegleitende Planen» ist gängige Praxis und führt zu erhöhten Risiken, einer Verschiebung der Verantwortlichkeiten und einem gewaltigen Zeitaufwand. Dieses Bewusstsein muss bei Planern und Bauherrn präsent sein. Sofern dieser Grundsatz nicht gelebt wird, wird das BIM-Modell nicht den erhofften Mehrwert bringen.
In Zukunft wird es so sein, dass der Unternehmer das Modell mit den Fassadenelementen und den zugehörigen technischen Informationen aus der Datenbank bekommen wird, um sein Angebot zu erstellen. Die Informationen können wie bis anhin in Anlehnung an den BKP und den NPK hinterlegt werden, um bereits eingefahrene etablierte Strukturen nicht ganz verlassen zu müssen. Dies setzt aber voraus, dass die Fachplaner das Modell von der Bauprojektphase an aufbauen und pflegen. 
 

Fassadeneckdetail Objekt «HEX Allschwil».
Fassadeneckdetail Objekt «HEX Allschwil».

 

 

Das klingt vielversprechend. Wie sieht der Übergang zur Ausführung aus – w er führt das Modell weiter?
Wir sehen das ganz klar – das BIM-Modell muss mehr Nutzen geben als nur Massenauszüge und die transparente Koordination mit den Planern. Wir bauen das Fachmodell Gebäudehülle so auf, dass der LoiN (Level of information need) auf den jeweiligen Fassadenunternehmer angepasst werden kann. Das Modell muss in allen Leistungsphasen sinnvolle Informationen hergeben, auch wenn das für den Planer einen Mehraufwand bedeutet. Wir denken immer projektbezogen. Was für das Projekt nützlich ist, von dem profitieren auch wir sowie auch alle anderen Beteiligten.
Es ist verständlich, dass ein kleiner Lieferant oder eine Installationsfirma nicht im BIM-Modell involviert sein will. Kleine Unternehmer, mit wenig Beteiligung am Projekt, können wir als Modellersteller bei Bedarf unterstützen und deren Informationen einpflegen, sozusagen als Schnittstellenkoordination der Gebäudehülle.
Wir als Fachplaner erstellen und pflegen das Modell über alle Bauphasen und führen die Unternehmer durch die BIM-Methodik.

Wie kann der Unternehmer oder das KMU von der Planungsmethode BIM profitieren?
Der Einsatz von BIM ermöglicht uns heute wesentlich schnellere Abläufe, da eventuelle geometrische Probleme und Kollisionen direkt am Modell vor der Bauphase überprüft und geändert werden können. Dies verkürzt die Entwurfs- und Bauzeit eines Werkes erheblich. Eine weitere Schwierigkeit, die wir dank BIM überwinden konnten, ist die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen.
Über ein BIM-Modell in der Angebotsphase zu verfügen, ist auch für den Unternehmer vorteilhaft. Die Massen, Geometriedaten und Spezifikationen sind alle vorhanden, bauteilgebunden und somit sehr leicht visuell überprüfbar.

 

Über ein BIM-Modell in der Angebotsphase zu verfügen, ist auch für den Unternehmer vorteilhaft. Die Massen, Geometriedaten und Spezifikationen sind alle vorhanden, bauteilgebunden und somit sehr leicht visuell überprüfbar.  


Die Ausführungsplanung ist enorm viel einfacher, weil die Grundstruktur schon vorhanden ist und mit einfachen Mitteln ergänzt werden kann. Der Unternehmer kann seine Planung traditionell in 2D fortführen. Die Detailpläne und Dokumentationen werden von uns im Modell und in der Visualisierungsapplikation verlinkt.
Diese Daten können dann auch auf der Baustelle oder in der Fertigung zur Qualitätssicherung herangezogen werden. Die digitale Baustelle ist heutzutage schon aktuell, Pläne werden am Monitor im Werkstattwagen oder am iPad gesichtet und sind jederzeit aktuell.

Visualisierung BIMx-Modell vom Projekt «Am Mattenhof2», Kriens (LU).
Visualisierung BIMx-Modell vom Projekt «Am Mattenhof2», Kriens (LU).

 

 

Wie sehen Sie die Gebäudehülle mit BIM in der nahen Zukunft?
Lassen wir das Thema «augumented reality» (AR) erst mal beiseite, das ist sicher faszinierend, doch die wirklich interessanten Vorteile sind sicher die 4D/5D-Planung. Einige grosse Fassadenbauer sind schon mit eigenen Systemen dabei. Doch auch kleine KMUs können ein vereinfachtes System aufbauen. Die Planung der Produktion, der Installation, Nachverfolgung und Qualitätskontrolle sowie Baufortschrittskontrolle können in Echtzeit übernommen werden. Diese Informationen können mittels einfacher Tabellen ausgetauscht werden und im BIM-Modell visualisiert werden.
Der TU/GU wird in Zukunft von jedem Gewerk oder Teilgewerk BIM verlangen, da wird der Generalist nicht darum herumkommen, selbst eine Lösung zu finden – zum Beispiel einem Fachplaner die Modellpflege zu geben und sie den Teilgewerken zu verrechnen. Die Vorteile, die der Nachunternehmer hat, von Angebotslegung bis zur Nachkalkulation, rechnen sich auf jeden Fall.
Unserer Erfahrung nach sollte das Bauvorhaben mit so wenig Modellen wie möglich erstellt werden. Modelle von Tragwerksplanung, Haustechnik und Gebäudehülle könnten zum Beispiel genügen, um eine umfassende Planung zu gewährleisten. Das Innenleben des Gebäudes wie zum Beispiel Innenwände oder Räume kann auch von uns Fachplaner der Gebäudehülle ins Modell übernommen werden, da es oftmals Schnittpunkte mit der Fassade hat.
Der Architekt kann, muss aber nicht, ein Modell erstellen – vorteilhaft wäre natürlich, wenn der Architekt die BIM-Koordination der Hauptgewerke übernehmen würde.

Fazit

Der Fachplaner sollte für das BIM-Modell, Planung und die Koordination in der Verantwortung stehen. Dadurch verkürzt sich die gesamte Planungsphase enorm und die Unternehmer können ihre Zeitfenster der Produktion besser organisieren. So wird BIM in der Zukunft für alle Beteiligten einen Mehrwert haben.
www.idpartners.ch     ■