Berufserfahrung, Weiterbildung und Hobbys unter einem Hut
Nachgefragt / Interview
Stephan Speiser ist ausgebildeter Metallbaukonstrukteur EFZ. Nach seinem Lehrabschluss entschied er sich für eine ganze Reihe von höheren, technischen sowie allgemeinen Weiterbildungen. Heute ist der 30-Jährige – übrigens auch ein erfolgreicher Segler – in Deutschland angestellt und entwickelt sich an Hightech-Fassaden weiter.
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Nachgefragt / Interview
Berufserfahrung, Weiterbildung und Hobbys unter einem Hut
Stephan Speiser ist ausgebildeter Metallbaukonstrukteur EFZ. Nach seinem Lehrabschluss entschied er sich für eine ganze Reihe von höheren, technischen sowie allgemeinen Weiterbildungen. Heute ist der 30-Jährige – übrigens auch ein erfolgreicher Segler – in Deutschland angestellt und entwickelt sich an Hightech-Fassaden weiter.
Bereits während seiner Ausbildung zum Metallbaukonstrukteur EFZ erkannte der junge Berufsmann, dass seine Ausbildung mit der Lehre nicht abgeschlossen ist, sondern erst richtig beginnen würde. Schliesslich war er in einer Metallbau-Familie aufgewachsen und erkannte schon früh sein Interesse an der Technik.
Nach erfolgreichem Lehrabschluss sammelte Speiser erste Berufserfahrungen bei der Sottas SA in Bulle als Metallbaukonstrukteur / Hilfsprojektleiter, bevor er das zweieinhalbjährige Tagesstudium zum Dipl. Metallbaumeister SMT und Dipl. Techniker HF Metallbau SMT bei der SMT Basel antrat. Dieses Studium ergänzte er mit dem Abschluss zum Schweissfachmann IWS und einem Lehrmeisterkurs. Offenbar, so scheint es, ist ihm das Studium an der SMT Basel relativ leichtgefallen, denn er fand noch Zeit für eine Teilzeitanstellung – an Wochenenden und zu Randzeiten – im familieneigenen Unternehmen Speiser Metallbauplanung GmbH in Thun.
Basel – Bulle – Luzern – Stuttgart
Nach erfolgreichen Abschlüssen an der SMT Basel führte der Weg zurück zum früheren Arbeitgeber, der Sottas SA. Hier wartete eine spannende Herausforderung auf ihn, nämlich die technische Unterstützung der Projektleitung für die dynamische Sonnenschutzfassade am Headquarter Scott Sports in Givisiez. Die Zeiten in Bulle halfen Speiser auch, seine Französischkenntnisse zu vertiefen.
Im Herbst 2017 startete Speiser – auch ein ambitionierter Segler mit internationaler Wettkampferfahrung – sein Vollzeitstudium an der Hochschule Luzern (HSLU) zum Bachelor Bauingenieur Gebäudehülle, das er 2020 erfolgreich abschloss.
Seit Herbst 2020 arbeitet er als Fassadenbauingenieur und Projektleiter in einem auf Sonderkonstruktionen spezialisierten Büro in Stuttgart.
Nebenbei unterrichtet er an der SMT Basel das Modul Fassaden, Entwicklung und Konstruktion.
Mehr über seine Ambitionen, seinen Werdegang und seine aktuellen Tätigkeiten erfahren Sie im Interview.
Die «metall» hat mit Stephan Speiser gesprochen
Herr Speiser, Sie haben ursprünglich Metallbaukonstrukteur gelernt. Wie kamen Sie zu diesem Beruf?
Eigentlich wollte ich nie denselben Beruf erlernen, den mein Vater (Kurt Speiser, Inhaber und Geschäftsführer von Speiser Metallbauplanung in Thun) – ausübt. Als Kind sah ich ihn oft lange arbeiten und da oder dort an einer technischen Lösung knobeln.
Als technisch interessiertes Kind entdeckte ich in der Schule die Freude am Zeichnen. Zudem verbrachte ich oft auch Zeit in der Metallbauwerkstatt von Frutiger + Zbinden in Oberhofen. Nach Schnupperlehren als Uhrenmechaniker und als Elektroniker, die meine Bedürfnisse jedoch nicht zufriedenstellten, entschied ich mich, doch einmal einen Blick in die Metallbaubranche zu werfen. Da Metallbauer für mich aus gesundheitlichen Gründen leider nicht möglich war, schnupperte ich als Metallbaukonstrukteur und fand sofort Gefallen daran.
Offenbar haben Sie sich im Zuge Ihrer Anstellung bei Sottas (2012 bis 2014) als Konstrukteur für eine branchenspezifische Weiterbildung entschieden. Warum haben Sie die SMT Basel gewählt?
Bereits im Berufsschulunterricht zeigte man uns die Weiterbildungsmöglichkeiten im Metallbau auf. Dabei wurden natürlich auch die SMT Basel und die HSLU, jedoch separat und nicht aufeinander folgend, vorgestellt. Schon da fragte ich mich – warum nicht beides?
Bei Sottas, einem sehr gut und familiär geführtem Unternehmen, bekannt für anspruchsvolle und spannende Projekte, erhielt ich sozusagen eine erweiterte Lehre für den Bereich Fassadenbau. In meiner Tätigkeit als Vertreter und Unterstützer von Projektleitern erhielt ich Einblick in deren Tätigkeiten. Da bei Sottas Fachkräfte mit Ausbildungen bei der SMT Basel sowie bei der HSLU angestellt sind, erhielt ich tiefere Informationen und konnte auch meine diesbezüglichen Fragen stellen. So kam ich für mich zur Erkenntnis, dass zur Führung des eigenen Unternehmens in erster Linie die SMT Basel zu besuchen ist.
Hat die Ausbildung an der SMT Basel Ihren Erwartungen entsprochen – wovon haben Sie am meisten profitiert?
Ja, auf jeden Fall. Aufgrund meines Werdegangs konnte ich mich auf der technischen Seite und im Projektmanagement auf ein relativ umfangreiches Vorwissen abstellen, weshalb für mich in diesen Bereichen der gewonnene Mehrwert nicht ganz so gross war. Stark profitiert hatte ich jedoch in den betriebswirtschaftlichen Fächern wie Marketing, Kalkulation und weitere, denn da war mein Vorwissen eher bescheiden.
Während Ihrer SMT-Zeit waren Sie stark für die Ausbildung engagiert. Blieb da noch Zeit für ergänzende Tätigkeiten oder für Hobbys?
Ja, die Ausübung von verschiedenen Tätigkeiten war gut möglich. Ich bin nebenbei intensiv gesegelt, habe den Führerschein für den «Täggelibock» und eine Lizenz als Wettfahrtleiter gemacht – und irgendwie fand ich auch noch die Zeit, einen Anker zu schmieden. An der HSLU wurde es aus Zeitgründen für meinen Segelsport etwas enger. Im ersten Semester wurden wir noch Schweizermeister, aber dann machte sich das mangelnde Training bemerkbar und es reichte – doch noch – zweimal zu Silber. Gegen Ende des Studiums blieb wieder etwas mehr Zeit für Trainings und wir erreichten den 6. Rang an den Europameisterschaften.
Nach Abschluss bei der SMT Basel und vor dem Start an der HSLU hatten Sie bei Sottas für sechs Monate eine Stelle als Projektleiter angetreten. Was waren Ihre spannendsten Projekte?
Da bei Sottas eher grössere Projekte vorliegen und meine Zeit beschränkt war, konzentrierte sich mein Einsatz auf ein einziges Projekt, nämlich auf die Doppelhautfassade mit den dreieckigen Beschattungsflügeln am Scott Headquarter in Givisiez. Ein äusserst spannendes Projekt, wo mein Kollege Nicolas Perrotett und ich für die Projektleitung verantwortlich waren. Auch die 6 m hohe Erdgeschossverglasung und das grosse Atriumdach mit Sageglas sowie verschiedene grosse Brandschutzverglasungen waren Teil davon.
Als Projektleiter Metallbau trägt man eine grosse technische Verantwortung. Wie haben Sie diesen Druck empfunden und wie sind Sie damit umgegangen?
Am Anfang waren es bei Sottas die grossen Dimensionen, die mich beschäftigten, denn nach einer Lehre in einem mittelgrossen Metallbauunternehmen ist man sich diese Mengen und die hohen finanziellen Beträge nicht gewohnt. Aber wenn man strukturiert arbeitet und proaktiv handelt, ist es nicht weiter belastend. Bei Sottas wurde ich dabei auch gut betreut und das Arbeiten im Team erleichterte und vereinfachte das Ganze.
Im Jahr 2017 haben Sie sich für ein weiteres Vollzeitstudium «Bachelor Bauingenieur Gebäudehülle» an der HSLU in Horw entschieden. Sie hatten ja bereits einen Abschluss an der SMT Basel. Was war Ihre Motivation zu diesem weiteren Schritt?
Ich wollte mich technisch noch weiterbilden und hatte insbesondere das Bedürfnis, mich in den statischen Fächern noch zu entwickeln. Ich denke, dass mir das später in der Speiser Metallbauplanung von grossem Nutzen sein wird. Zudem denke ich, Wissen aufbauen schadet nie, es ist wohl das kostbarste Gut in einem Betrieb.
Wie haben Sie Ihre Zeit an der HSLU in Horw empfunden?
Zu Beginn war es sehr hart für mich. Ich musste mich an eine andere Form von Unterricht gewöhnen und Mathematik machte mir aufgrund der fehlenden Berufsmittelschule (BMS) Mühe. Zudem galt es für mich, die richtige Schnittstelle zwischen bereits vorhandenem und neuem Wissen zu finden und entsprechend damit umzugehen. Immer wieder konnte ich von meiner Berufserfahrung bei Sottas und auch dem Erlernten an der SMT Basel profitieren.
Wichtig scheint mir, dass man beim Antritt dieser Ausbildungen einige Jahre Berufserfahrung mitbringt. Es erleichtert im Anschluss nicht nur die Stellensuche, sondern schafft während des Studiums immer wieder Vorteile, wenn man Theorie mit den Erfahrungen aus der Praxis verknüpfen kann.
Sie haben letztes Jahr als «Bachelor Bauingenieur Gebäudehülle» an der HSLU abgeschlossen. Was machen Sie heute beruflich?
Heute arbeite ich als Fassadenbauingenieur und Projektleiter im Ingenieurbüro Knippers Helbig in Stuttgart. Aktuell bearbeite ich da die Neugestaltung der Fassaden von acht mehrgeschossigen Glasbrücken auf dem Werksgelände eines Automobilbauers. Zudem bin ich an der Planung einer Freiformstruktur mit einer Fassadenfläche von ca. 7000 m² in Taiwan beteiligt. Dazu kommen noch einige einfachere Projekte wie das Bürgerrathaus in Essen oder eine aufgehängte Schallschutzwand, die als verglaste Seilkonstruktion ausgeführt werden soll.
Und zum Schluss: Was möchten Sie Ihren jüngeren Berufskollegen/innen mit auf den Weg geben?
Zu dieser Frage würde mir vieles einfallen, ich halte mich kurz: «Glas-, Metall- und Fassadenbau ist eine coole Sache. Wenn du dich in dieser Branche bewegst, solltest du dich entsprechend weiterbilden und das nötige Rüstzeug aufbauen. Heute gibt es so viele, zum Teil massgeschneiderte Weiterbildungsmöglichkeiten und somit kaum eine Hürde, die du nicht überwinden kannst. ■