Juli 2024
Juli 2024
Saarstahl Ascoval schmilzt den Stahlschrott im Elektrolichtbogenofen (EAF) ein.
Saarstahl Ascoval schmilzt den Stahlschrott im Elektrolichtbogenofen (EAF) ein.

 

Grüne Schienen

Bahnbrechender Erfolg für nachhaltige Mobilität

Grüne Schienen aus CO 2 -armem Stahl von Saarstahl Rail erschliessen Schienennetzbetreibern die Möglichkeit, die CO 2 -Emissionen des ohnehin schon klimafreundlichen Verkehrsmittels nochmals drastisch zu reduzieren.

Text und Bilder: Saarstahl Rail

Als europaweit bislang einziger Anbieter haben die französischen Tochtergesellschaften des Saarstahl-Konzerns, Saarstahl Rail und Saarstahl Ascoval, herkömmliche Prozesse und Produktionsverfahren hinterfragt und dekarbonisierte Schienen entwickelt. Im engen Schulterschluss mit der staatlichen französischen Eisenbahngesellschaft SNCF (Société Nationale des Chemins de Fer Français) setzt das Unternehmen seit 2019 das auf dem Modell der Kreislaufwirtschaft basierende Konzept der grünen Schienen erfolgreich in der Praxis um. Weitere Eisenbahnnetzbetreiber wie das belgische Unternehmen Infrabel oder Infrastrukturunternehmen wie die Société du Grand Paris haben inzwischen ebenfalls Millionenaufträge über grüne Schienen an Saarstahl Rail erteilt.

 

Bis zu 70 Prozent weniger CO 2 -Emissionen

Schlüssel zum Erfolg der dekarbonisierten Schienen sind das nachhaltige Herstellungsverfahren und der Einsatz von 100 Prozent recyceltem Stahlschrott. Um Netzbetreibern die notwendige Versorgungssicherheit mit umweltfreundlichen Schienen zu gewährleisten, sind ein ausreichend grosser Vorrat aus Industrieschrott und – abhängig von der gewünschten Stahlspezifikation – bis zu 70 Prozent Altschienen sowie andere Stahlkomponenten aus Eisenbahnnetzen erforderlich. Deshalb kauft Saarstahl Rail von Schienennetzbetreibern Altschienen und Stahlschrott aus dem Netzwerk an, um diese bei Saarstahl Ascoval zu recyceln. In Saint-Saulve nahe Lille schmilzt Saarstahl Ascoval den Rohstoffmix in einem Elektrolichtbogenofen (EAF) ein und giesst den so entstandenen Schienenstahl zu Vorblöcken. 

Die Schienen erhalten in Hayange in einem mehrstufigen Walzprozess ihre finale Form und ihr Endmass.
Die Schienen erhalten in Hayange in einem mehrstufigen Walzprozess ihre finale Form und ihr Endmass.

 

Diese werden mit dem Zug zur Schienenfabrik Saarstahl Rail in Hayange nördlich von Metz geliefert und dort zu grünen Schienen gewalzt. Auch die umfangreiche Endkontrolle mittels Laser, Ultraschall und Sichtprüfung erfolgt in Hayange. Dabei wird beispielsweise die Einhaltung der von der Euronorm vorgeschriebenen Ebenheitstoleranz von < 0,3 Millimetern je drei Meter Schienenlänge überprüft, um bei 300 km/h schnellen Hochgeschwindigkeitszügen optimale Spurtreue und Fahrkomfort zu gewährleisten. Verglichen mit herkömmlichem Schienenstahl, der aus den Rohmaterialien Eisenerz und Kohle in einer Hochofenroute mit Sauerstoffkonverter entsteht, verursacht das neue Herstellungsverfahren bis zu 70 Prozent weniger CO 2 -Emissionen: Wurden bislang 2,61 Tonnen CO 2 je Tonne Stahl emittiert, sind es bei diesem neuen Prozess nur noch 0,77 Tonnen je Tonne Stahl.

Nach dem Walzen müssen die Schienen langsam abkühlen.
Nach dem Walzen müssen die Schienen langsam abkühlen.

 

Nachhaltige Beschaffungspolitik

Das Portfolio des weltweit auf Schienennetzen aller Art etablierten Herstellers umfasst über 100 verschiedene Schienenprofile, 25 Stahlsorten in bis zu 108 Meter Länge mit auf die jeweilige Kundenspezifikation abgestimmten metallurgischen und mechanischen Eigenschaften aus einer Hand – unabhängig davon, ob aus grünem oder herkömmlich produziertem Stahl. Als erster Netzbetreiber suchte SNCF, einer der grössten Kunden von Saarstahl Rail, eine Lösung zur Dekarbonisierung von Schienen und fand in dem langjährig bewährten Lieferanten den geeigneten Entwicklungspartner. Zwei Gründe waren nach den Worten von Cyrille Blard, bei SNCF verantwortlich für Nachhaltigkeit, für den Schritt, die Entwicklung nachhaltiger Produkte verstärkt in die Beschaffungspolitik mit einzubeziehen: Mit der durch eine regionale Kreislaufwirtschaft gesicherten Materialbeschaffung wollte man Unabhängigkeit von geopolitischen Einflüssen wie in der Covid-19-Pandemie oder durch den Ukraine-Krieg erreichen. «So können wir steuern, dass aus alten massgeschneiderten Materialien neue hergestellt werden, was einen Gewinn auf beiden Seiten des Lebenszyklus bedeutet.» Hinzu kam die Vorgabe der französischen Regierung, die CO 2 -Emissionen bis zum Jahr 2030 um 25 Prozent zu senken. «SNCF Réseau hat dieses Ziel bereits im Jahr 2022 mit 34 Prozent weit übertroffen», sagt Cyrille Blard nicht ohne Stolz. Er ergänzt: «Die grünen Schienen haben hierzu einen erheblichen Beitrag geleistet!»

Durch die Verwendung von CO 2 -armem Stahl konzipiert das Unternehmen nachhaltige Mobilitätslösungen und entwickelt diese ständig weiter. Saarstahl Rail ist eine Tochtergesellschaft des Saarstahl-Konzerns.

www.saarstahl-rail.fr   ■

 

Die Schienen werden zur Endbearbeitung vorbereitet.
Die Schienen werden zur Endbearbeitung vorbereitet.

 

Zur Endkontrolle gehört auch die Sichtprüfung.
Zur Endkontrolle gehört auch die Sichtprüfung.